Funkkontakt

Noch scheuen sich viele Firmen davor, die mobile Datenübertragung per GSM für den Zugriff auf lokale Netze oder Host-Systeme einzusetzen. Doch für eine erfolgreiche Integration der Außendienstmitarbeiter muß die gewählte Mobilfunklösung die Kriterien Sicherheit und Wirtschaftlichkeit erfüllen.

Von: Wolfgang Gehrig

Hohe Verbindungskosten sind die Folge, wenn Übertragungsprotokolle zum Einsatz kommen, die nicht für den Mobilfunk optimiert sind. Besonders teuer und zeitaufwendig sind Mehrfachübertragungen bereits gesendeter Daten nach Verbindungsabbrüchen. Dazu kommt die Komplexität in der Bedienung der Kommunikationsprogramme. Diese sollten vom Anwender keine speziellen EDV-Kenntnisse voraussetzen, besonders was den Verbindungsaufbau betrifft. Datenübertragung über Mobilfunknetze stellt folglich spezielle Anforderungen an die eingesetzte Software:

Übertragungs- und Verbindungssicherheit: Auch unter schwierigen funktechnischen Randbedingungen wie variierende Übertragungsqualität, Verbindungsabbruch durch Funklöcher, Reflexionen und Ortsveränderungen soll eine zuverlässige Übertragung garantiert werden. Zugangssicherheit: Das Eindringen von nichtautorisierten Nutzern in das LAN- oder Host-System ist zu verhindern. Toleranz bei Verbindungsabbrüchen: Ein Verbindungsabbruch soll nicht zum Abbruch der Session führen; es findet vielmehr ein automatischer Wiederaufbau einer abgebrochenen Funkverbindung statt. Übertragungskostenoptimierung: Die für die Datenübertragung erforderliche Zeit ist durch geeignete Verfahren so kurz wie möglich zu halten.

Im Gegensatz zur Telefonie findet bei der mobilen Datenübertragung keine kontinuierliche Kanalbelegung statt, sondern die Übertragung erfolgt "burstartig" nach Betätigen der Eingabetaste. Im Idealfall müßte folgender Ablauf bei der mobilen DFÜ eingehalten werden: Schneller Verbindungsaufbau nach der Eingabebestätigung - Übertragung der Daten - schneller Verbindungsabbau - falls weitere Daten zur Übertragung anstehen: erneuter Verbindungsaufbau. Das alles soll natürlich ohne Beteiligung und Wahrnehmung durch den Anwender geschehen.

Mit den Eigenheiten der mobilen Datenübertragung beschäftigt sich beispielsweise die Berliner Firma Berotronika, ein Partnerunternehmen des Mobilfunk-Providers Debitel. Die von Berotronika gemeinsam mit der Isoft GmbH entwickelte Applikation "Radiowave" ist eine Client-Server-Lösung mit Unix als Serverplattform, während auf der Client-Seite entweder Windows 3.1, Windows 95 oder Windows NT zum Einsatz kommt. Das GSM-Gateway (Server) ist hierbei verantwortlich für die Übertragungssicherheit sowie die Kostenoptimierung und gewährleistet, daß bei Verbindungsabbrüchen während einer Übertragung nicht mehr von vorne begonnen werden muß. Bereits gesendete Teildaten lassen sich fehlerfrei nachfolgenden Transaktionen zuordnen.

Von der Anwendungsseite her verhält sich die Software wie TCP/IP. In den OSI-Schichten 4 und 5 verwendet Radiowave jedoch ein eigens entwickeltes Übertragungsverfahren. Das bedeutet, daß alle auf TCP/IP (Winsock 1.1) aufsetzende Applikationen die Vorteile dieses Protokolles nutzen können, ohne daß die Schnittstellen für einen bestimmten Übertragungsweg angepaßt werden müssen. Denn neben GSM unterstützt Radiowave auch alle anderen drahtgebundenen und drahtlosen Übertragungswege.

Verbindungsmanagment

Ein großer Vorteil dieses Übertragungsprotokolls liegt in der völligen Trennung zwischen der physikalischen und der logischen Verbindung. Dadurch können gleichzeitig mehrere Sessions - Verbindungen - auch zu unterschiedlichen Hostsystemen abgehalten werden. Die Trennung von Transport- und Netzwerkschicht gewährleistet, daß die Software beim Abtrennen der physikalischen Verbindung zwischen Handy und Notebook reibungslos funktioniert. Beliebig lange Übertragungspausen - bedingt durch Funklöcher oder zwischendurch geführte Telefonate - toleriert das Protokoll daher problemlos.

Die Datensicherheit ist dadurch gewährleistet, daß während dieser Übertragungspausen die logische Verbindung, also die Session, erhalten bleibt, während die Datenübertragung beim Abbruch der physikalischen Verbindung angehalten wird. Nach der automatischen Wiederherstellung der Verbindung geht der Datenaustausch nahtlos weiter. Radiowave verwendet intern das V.42bis-Komprimierungsverfahren, so daß eine effektive Datentransferrate von bis zu 35 kBit/s erreicht werden kann. Wenn keine Daten mehr zur Übertragung anstehen oder bei schlechter Funkversorgung, baut die Funktion "Short Hold Mode" die Verbindung sofort ab. Sobald die physikalische Verbindung wieder erforderlich ist beziehungsweise wiederhergestellt werden kann, wählt die Software das Ziel erneut an.

Per GSM ins Web

Speziell für den drahtlosen Zugriff auf das Internet/Intranet hat IBM den "Artour Web Express" entwickelt. Web-Formulare oder Anfragen lassen sich beispielsweise mit dieser Software offline mit einem beliebigen Browser bearbeiten. Die Ausführung erfolgt dann - in mehreren parallelen Zugriffen - beim nächsten Netzzugang (vergleiche S. 38 ff. und S. 122).

(gob)