Free Software Foundation: EU-Auflage gegen Microsoft wirkungslos

Das Urteil der EU-Kommission vom vergangenen März gegen den Microsoft-Konzern entpuppt sich immer mehr als Papiertiger. Juristen der Free Software Foundation Europe kritisierten nun das Vorgehen Microsofts. Die Lizenzbedingungen seien nicht umsetzbar.

Nachdem die von der EU-Kommission verhängte Buße von 497 Millionen Euro weniger als einem Fünftel des jüngsten Quartalsgewinns von Microsoft entspricht, erweist sich auch die EU-Auflage, eine vom Media Player befreite Version von Windows auf den Markt zu bringen, als nicht nützlich. Die Windows-Version werde kaum geordert. Nun versuche Microsoft außerdem, den dritten Teil der Auflagen zugunsten des Konzerns zu interpretieren, werfen Anwälte der Free Software Foundation Europe (FSFE) dem Unternehmen vor.

Die Europäische Kommission verlangt von Microsoft, dass der Software-Hersteller seine Workgroup-Server-Protokolle an Konkurrenzanbieter lizenziert. Dadurch soll die starke Bande zwischen der Desktop-Dominanz von Microsoft und seinem Engagement im Server-Markt aufgebrochen werden.

Ein Kernproblem in der Umsetzung der letzten Auflage besteht nach Angaben eines FSFE-Juristen jedoch darin, dass Microsoft in seiner geplanten Lizenzvereinbarung von den Mitbewerbern eine Geldsumme verlangen will, die sich an der Zahl der verbreiteten Kopien orientiert. Eine solche Information widerspreche dem Wesen von Open-Source-Software, die beliebig oft und unkontrolliert kopiert werden kann, so die FSFE.

Deshalb schließe Microsoft de facto eine Lizenzierung seiner Technologie an konkurrierende Open-Source-Projekte wie Samba aus. Microsoft schließe in seinen Lizenzvereinbarungen sämtliche auf der General Public License basierenden Programme und damit jegliche Open-Source-Software aus. Der weltgrößte Software-Hersteller versuche so, die Anordnungen der EU zu umgehen, sagte FSFE-Sprecher Joachim Jacobs. Samba und andere Open-Source-Programme könnten so gar nicht von den EU-Auflagen profitieren.

Bei Samba handelt es sich um eine Open-Source-Abbildung der Microsoft-Tools Server Message Block (SMB) und Common Interface File System (CIFS). Samba gilt als die derzeit attraktivste Open-Source-Alternative zu Microsoft-Programmen im Server-Segment. Weitere Informationen zu Samba finden Sie unter linux.tecChannel.de.

Bislang haben die Programmierer von Samba eine Lizenzierung von Microsoft-Technologien vermeiden können, indem sie das SMB-Protokoll zuerst rückentwickelten und dann als Open-Source-Tool neu schrieben. Weil Microsoft seine Protokolle aber immer schwieriger gestalte, würde dieser Vorgang nach FSFE-Einschätzung künftig zwei Jahre statt sechs Monate dauern. Der Brüsseler Microsoft-Sprecher Dirk Delmartino wies die Vorwürfe der FSFE zurück. Die Lizenzvereinbarungen seien für alle Interessenten gleich. Wer Interesse habe, könne sie nutzen.

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