Forscher warnen vor lückenloser Überwachung

In Zukunft könnte das gesamte Leben eines Menschen von einem Netzwerk intelligenter Sensoren aufgezeichnet werden, sagt Martin Sadler, Forscher bei Hewlett Packard, gegenüber BBC.

Im Jahr 2057 werde es in Großbritannien zumindest eine Million Kameras, Sensoren oder andere Aufnahmegeräte pro Einwohner geben, prognostiziert der Wissenschaftler. Eine britische Studie aus dem Jahr 2002 hatte errechnet, dass im Moment etwa 4,2 Millionen Überwachungskameras im Einsatz sind - im Schnitt eine pro 14 Bürgern. "Der durchschnittliche Londoner wird mehr als 300 Mal am Tag gefilmt", so Sadler.

Die zu erwartenden Fortschritte bei Speicher- und Kameratechnologie und die sinkenden Kosten würden in Zukunft zu einer explosionsartigen Verbreitung von Überwachungstechnologie führen. "Vielleicht erfahren dann Frauen dadurch, dass sie Werbung für Babykleidung bekommen, dass sie schwanger sind, weil die intelligente Toilette oder ein anderes Objekt in ihrer Umgebung diese Information gesammelt hat", warnt Sadler vor ethischen Konflikten.

"In 50 Jahren wird es in Großbritannien wahrscheinlich etwa eine Million unterschiedliche Sensoren pro Kopf geben", prognostiziert der Wissenschaftler. Im Gegensatz zu dieser "konservativen" Schätzung, vermuteten andere sogar einen Anstieg der Zahl auf bis zu 20 Millionen pro Einwohner. Am Ende würden wir uns in einer Welt bewegen, in der "alles was wir beobachten möchten, auch beobachtet werden kann", so Sadler. Potentieller Missbrauch dieses Sensorennetzwerkes sei zu erwarten.

Oliver Sparrow, Berater der britischen Regierung und internationaler Organisationen, geht in seiner Zukunftsprognose noch einen Schritt weiter. Fortschritte in der Technologie würden winzige Überwachungsgeräte möglich machen, die unsere Körper und unseren Lebensraum durchdringen und so jegliche Information aufzeichnen könnten, so Sparrow. "Wir haben in den nächsten Jahren Entscheidungen darüber zu treffen, ob wir von der Technologie profitieren, oder ob sie eine dunkle Zukunftsvision darstellt", so Sadler. In Zukunft müsse die Debatte über Überwachungstechnologien verstärkt in der Öffentlichkeit stattfinden, sind sich beide Wissenschaftler einig. (pte/cvi)