GPS-Sensor, Beschleunigungsmesser, Gyroskop

Forscher sammeln Smartphone-Bewegungsdaten für effizientere Senderwahl

Am Massachusetts Institute of Technology verfolgen Forscher einen Ansatz, bei dem GPS-Sensoren und Beschleunigungsmesser moderner Smartphones dazu benutzt werden, damit es im Mobilfunknetz und WLAN zu weniger Verbindungsabbrüchen bei gleichzeitig höherer Bandbreite kommt.

Die Forscher setzen darauf, dass die Nutzung von Bewegungsdaten in Kommunikationsprotokollen intelligentere Entscheidungen erlaubt. "Wenn man beispielsweise vom Bahnhof zum Büro geht, verbindet sich das Handy heute einfach mit dem Mobilfunkmasten mit dem stärksten Signal", nennt MIT-Informatikprofessor Hari Balakrishnan ein Beispiel. Das Problem ist, dass in der Zwischenzeit ein anderer Sender ein besseres Signal liefern könnte, was einen erneuten Verbindungsaufbau provoziert.

Das MIT-Team berücksichtigt daher in einem neuen Protokoll, wohin sich der User den ermittelten Sensordarten nach bewegen dürfte. "Wir verbinden gleich mit einem Access Point, der einen gewissen Kompromiss aus wahrscheinlicher Verbindungsdauer und Datendurchsatz bietet", erklärt Balakrishnan. Bei Tests mit einer Version des Protokolls musste ein Handy dadurch 40 Prozent seltener den Sender wechseln als bisher. Eine etwas andere Variante konnte den Forschern zufolge für 30 Prozent mehr Durchsatzrate sorgen.

Auch in anderen Bereichen kann die Nutzung von Bewegungsdaten laut MIT-Team für Verbesserungen sorgen. Ein Beispiel ist die optimale Wahl der Bitrate für die Datenübertragung, damit Verluste so gering wie möglich bleiben, ohne aber verfügbare Bandbreite zu verschwenden. Das ist bei Geräten in Bewegung besonders schwierig, doch ein Protokoll mit Zugriff auf die Daten von GPS- und Beschleunigungssensoren verspricht Abhilfe. In Experimenten konnten die Forscher damit 20 bis 70 Prozent mehr Durchsatz erreichen. Im Normalfall liegt der Gewinn demnach bei rund der Hälfte.

Experten des Telekommunikations-Spezialisten Kapsch CarrierCom geben sich auf Nachfrage von pressetext skeptisch. "Grundsätzlich sehen wir im Mobilfunk keinen Bedarf für diesen Ansatz. Handovers sind definiert und funktionieren", heißt es. Im Fall von Gesprächsabbrüchen sei primär die Funknetzplanung zu optimieren. Anwendungspotenzial habe der MIT-Ansatz somit eher im WLAN-Bereich. Allerdings ist es nach Ansicht der Kapsch-Experten fraglich, ob Userbewegungen im Realalltag nicht zu unvorhersehbar ausfallen, um wirklich einen großen Nutzen zu erzielen. (pte/fho)