Fernsehen, Internet, Telefonie und mehr

Mit dem Verkauf der regionalen Kabel-TV-Netze kommt die Deutsche Telekom der Forderung der Wettbewerbshüter nach, ihre Monopolstellung als Betreiber von Breitbandnetzen aufzugeben. Diese Infrastruktur soll zur Plattform für eine Vielzahl von Diensten ausgebaut werden: vom Internet-Zugang über Telefonie bis hin zu Video on Demand.

Von: Gerhard Gilke

Seit geraumer Zeit bemühen sich internationale Investoren um die Übernahme der einzelnen Segmente des nahezu flächendeckenden deutschen Breitbandnetzes. Die dafür gebotenen Summen übersteigen den tatsächlichen Wert um ein Vielfaches. Andererseits ist bekannt, dass die Deutsche Telekom in der Vergangenheit - das heißt seit fast 20 Jahren - damit keine Gewinne erzielen konnte. Es klingt daher paradox: Die Deutsche Telekom trennt sich nur zögerlich von ihren verlustreichen Breitbandnetzen, und die Investoren bezahlen Unsummen, um in deren Besitz zu gelangen.

Dieses Verhalten wird erst dann verständlich, wenn man folgende Faktoren betrachtet:

- die jüngsten Entwicklungen auf dem Mediensektor (Erfolg des Internet, Video on Demand, digitales Fernsehen, neue Multimedia- und Kommunikationsdienste, Voice over IP et cetera),

- die daraus resultierende stetig wachsende Nachfrage nach Bandbreite,

- den Kampf um Lizenzen und Wegerechte sowie

- das Gerangel der Kommunikationsriesen um die Dominanz bei den Zugangstechniken zum globalen Netz.

Die Kabel-TV-Netze (CATV, Cable TV) verfügen bereits heute über Leistungsmerkmale, die es bei den angekündigten Netz- und Zugangstechniken erst noch zu realisieren gilt. Hinzu kommt, dass sich auch ältere CATV-Netze mit verhältnismäßig geringem Aufwand auf den neuesten Stand der Technik bringen lassen. Viel interessanter für die Investoren ist aber die Tatsache, dass das mühselige Lizenzvergabeverfahren und der beim Einrichten neuer terrestrischer Netze übliche Verwaltungsaufwand entfällt. Kabel-TV-Netze haben in Zukunft nur noch wenig mit dem traditionellen Fernsehen zu tun; die "Global Player" werden sie vielmehr als "trojanisches Pferd" nutzen, um Zugang zu nahezu jedem Haushalt in Deutschland zu erhalten.