Was Macht mit uns macht

Feedback richtig einsetzen

Wie Macht funktioniert

Und was nun, wenn man von unten nach oben blickt? Was kann ein Mitarbeiter seinem Chef sagen und in welcher Form? Robert Greene (1999) hat in seinem Buch Die 48 Gesetze der Macht vollkommen nüchtern dargestellt, wie Macht funktioniert. Sein erstes Gesetz lautet:

"Stelle nie den Meister in den Schatten!"

Stellen wir uns folgendes Szenario vor! Ein Mitarbeiter zu seinem Chef: »Bitte kommen Sie heute um 15 Uhr zu mir. Ich möchte Ihnen dann ein paar Punkte rückmelden, die mir in letzter Zeit aufgefallen sind. Ich werde natürlich alles mit Ihnen diskutieren, solange Sie konstruktiv bleiben.« Das kann der Chef zum Mitarbeiter sagen, aber umgekehrt? Die Sozialpsychologie nennt das den Reversibilitätstest.

Während wir dies schreiben, sehen wir gerade einen Bericht über den Berliner Flughafen. Der Kommentator erklärt, dass Hartmut Mehdorn gar nicht mehr wissen wolle, was alles schiefläuft, und nur noch äußerst gereizt reagiere, wenn jemand versucht, neue schlechte Nachrichten zu melden. »Nur ein technischer Leiter, der diesem Chef Paroli bieten kann, könnte die Lage retten!«, heißt es im Fernsehbericht. Den aber gibt es nicht. Und so entscheidet der fragliche Herr schlicht, Feedback via Macht auszublenden.

Ist Macht böse?

Nein! Sie ist ein natürliches Organisationsprinzip sozialen Lebens. Gestrandet auf einer einsamen Insel würde sich eine Gruppe von Menschen schnell einig darüber, wer wo das Sagen hat oder haben sollte. Wer kennt sich mit Bauen, Jagen, Fischen, Feuermachen und dem Zusammenführen von Menschen und so fort am besten aus?

Ist Macht gut?

Luhmann (2003) beschreibt Macht als Mittel, die Entscheidungskriterien einer Gesellschaft zu ordnen und Entscheidbarkeit zu gewährleisten. Dort, wo Macht als akzeptiertes Ordnungsprinzip agiert, wirkt Macht konstruktiv. Wenn ein quälender Prozess durch ein Machtwort geklärt wird, zum Beispiel. Dort, wo ein Vorgesetzter für eine wohltuende Ordnung und für Gerechtigkeit sorgt. In der Demokratie zum Beispiel.

Das Dilemma bleibt

Wer steuern will, der braucht Einflussmöglichkeiten (= Macht) und er braucht Feedback. Ohne Rückmeldung sind Systeme nicht zu lenken. Ein Auto ohne Fenster lässt sich nicht fahren, zumindest nicht besonders weit. Macht aber erschwert Feedback. Das gilt sogar für vermeintlich objektive Messgrößen (betriebswirtschaftliche Daten), weil die Deutungshoheit mit der hierarchischen Position einhergeht. Nur wer gelernt hat, trotz seiner Position auf Signale zu achten und diese ernst zu nehmen, der hat eine Chance, Rückmeldung zu bekommen. Ansonsten gilt: Der Machtinhaber steckt in der Machtfalle. Informationen, die er dringend benötigt, bekommt er nicht wirklich.