FBI verzichtet auf Carnivore - greift über ISPs zu

Das Federal Bureau of Investigation (FBI) hat den Einsatz des Lausch- und Schnüffelprogramms Carnivore offiziell eingestellt. Das Programm sei nicht mehr als ein Auslaufmodell. Relevante Daten liefern nun Internet Service Provider (ISP) und alternative Tools.

Das umstrittene Internet-Monitoring-Programm sei in den vergangenen zwei Jahren nicht zum generellen Einsatz gekommen, teilte die US-Behörde mit. Man habe lediglich handelsübliche Software eingesetzt, mit der man Informationen wie E-Mails von beobachteten Personen habe abfangen können. Um welche Software es sich dabei handelt, teilte das FBI nicht mit.

Dass Carnivore auch ohne den Aspekt des technologischen Verfallsdatums verzichtbar wurde, hängt mit der Verpflichtung zusammen, dass Internet Sevice Provider bestimmte Daten für Ermittlungsbehörden bereithalten müssen. Das Projekt Carnivore startete das FBI bereits vor fünf Jahren. Damals habe man kein entsprechendes Programm auf dem Markt gefunden und sich deswegen für die Entwicklung einer eigenständigen Lösung entschieden, sagte FBI-Sprecher Paul Bresson.

Doch Carnivore entspreche heute nicht mehr den Ansprüchen und sei seit der Entwicklung im Jahr 2002 nur fünf und im Jahr 2003 nur acht Mal zum Einsatz gekommen. Mit Hilfe der zur Zeit eingesetzten Software besorge man sich lediglich dann Informationen über verdächtige Personen, wenn die jeweiligen Internet Service Provider nicht zu einer Kooperation bereit seien.


Mit der Entwicklung des Schnüffelprogramms geriet das FBI nicht nur bei den Mitgliedern des US-Kongresses, sondern auch beim Electronic Privacy Information Center (EPIC) in die Kritik. Fehlende Informationen über die Arbeitsweise des Programms sowie die Speicherung und Verwendung der Daten sorgte für allgemeinen Unmut in den USA. Besorgt reagierte die Politik insbesondere auf den Umstand, dass auch unschuldige Bürger in das Visier der Carnivore-Überwachung hätten geraten können.

Der Verzicht auf Carnivore und der Rückgriff auf Informationen der ISPs ist für David Sobel, Anwalt bei EPIC, der weniger kritische Weg. Immerhin sei die Information durch die ISPs nicht so umfassend wie ein Vollzugriff des FBI auf die Netzwerke und Daten über das Schnüffel-Tool. ISPs seien nur verpflichtet Daten in dem Umfang auszuhändigen, den ein Gerichtsbeschluss vorsieht. (fba/uba)