FBI veröffentlicht erste Carnivore-Dokumente

Das FBI hat die ersten 565 Seiten mit Informationen über sein umstrittenes E-Mail-Schnüffelprogramm Carnivore veröffentlicht. Damit reagiert die Behörde auf eine richterliche Anordnung. Allerdings sind nur etwa 200 Seiten komplett lesbar, der weitaus größere Teil ist teilweise geschwärzt. Das FBI hält auch den Sourcecode des E-Mail-Spions noch zurück.

Wie berichtet, hat ein US-Distriktrichter auf Antrag der Datenschutzorganisation EPIC verfügt, dass das FBI alle relevanten Fakten über Carnivore (Fleischfresser) zugänglich machen muss. Dazu gehören auch die Protokolle der ausspionierten E-Mails. Die gesamte Dokumentation soll in Zeitintervallen von 45 Tagen nach und nach veröffentlicht werden. EPIC (Electronic Privacy Information Center) hatte gegen die Verwendung von Carnivore wegen Verstößen gegen das Recht der freien Meinungsäußerung geklagt.

Die jetzt veröffentlichten Dokumente beschreiben vor allem die Entstehung und den Aufbau des Vorgängers "Omnivore" (Allesfresser), der 1997 ursprünglich für PCs mit Solaris-Betriebssystem konzipiert wurde. Im Juni 1999 ersetzte demnach das nun auf Windows NT portierte Carnivore den Allesfresser. Darüber hinaus finden sich Testberichte sowie Passagen über das Abhören von Voice-over-IP-Verbindungen unter den veröffentlichten Seiten. Die Datenschutzorganisation EPIC hat einen Teil der Dokumente auf ihrer Webseite veröffentlicht.

Carnivore kann unter Millionen von Mails die elektronische Post eines Verdächtigen ermitteln. Als Hauptkritikpunkt gilt, dass das Programm auf der Suche nach einer Mail Millionen andere überprüft. Auch die Tatsache, dass der E-Mail-Spion direkt in den Netzwerken von Internetprovidern eingesetzt wird, sorgte für einen Proteststurm. Um die Datenschützer zu beruhigen, hatte das US-Justizministerium erst letzte Woche unabhängige Experten beauftragt, das Schnüffelprogramm auf möglichen Missbrauch zu untersuchen. (jma)