"Fall Napster" erneut vor Gericht

Vor dem Berufungsgericht in San Francisco findet am heutigen Montag ab 19.00 Uhr deutscher Zeit die nächste Runde im Prozess gegen die MP3-Tauschbörse Napster statt. Der US-Plattenverband RIAA hatte zuvor alle Angebote Napsters für eine außergerichtliche Einigung abgelehnt.

Napster-CEO Hank Barry hatte unter anderem vorgeschlagen, dass jeder User monatlich etwa fünf US-Dollar für die Nutzung der Tauschböse bezahlen solle. Dies hätte für die RIAA jährlich etwa 500 Millionen US-Dollar an Lizenzeinnahmen bedeutet. Der US-Plattenverband lehnte dieses Angebot jedoch ab. Barry vermutete darauf hin, dass es der Plattenindustrie weniger ums Geld, sondern vielmehr um die vollständige Kontrolle des Musikgeschäfts gehe.

Wie berichtet, konnte sich die MP3-Tauschbörse Ende Juli mit einem Eilantrag gegen die drohende Schließung durch ein kalifornisches Bezirksgericht vorläufig durchsetzen. Die Bezirksrichterin Marylin Hall Patel hatte zuvor Napster verboten, urheberrechtlich geschützte Titel zu benutzen, zu kopieren und Mitglieder beim Tausch derselben zu unterstützen.

Bei der Verhandlung vor dem Berufungsgericht sind zwei Szenarien denkbar. Zum einen könnten die Richter das Verfahren an die vorherige Instanz (Richterin Patel) zurückverweisen, um dort weitere Verhandlungen möglich zu machen. Zum anderen könnten die Berufungsrichter den Fall selbst entscheiden. Diese Variante gilt wahrscheinlicher.

Die Argumente beider Parteien haben sich bis heute kaum geändert. Napster besteht darauf, das Urheberrecht nicht verletzt zu haben und beruft sich außerdem auf den Audio Home Recording Act (AHRA). Das Gesetz erlaube private, nicht kommerziell genutzte Kopien von Musikstücken. Die Plattenfirmen hingegen betrachten die MP3-Stücke im Internet als Raubkopien und sehen dadurch ihren Umsatz gefährdet. Diese Behauptung ist jedoch umstritten: Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Gartner Group kaufen MP3-Fans wesentlich mehr CDs als Nicht-MP3-Hörer. (jma)