Exchange und Syndication

Protokollvarianten

Leider hat sich im Bereich Syndication eine ganze Reihe paralleler Protokolle entwickelt. Die wechselhafte Geschichte gerade von RSS ist dadurch bedingt, dass das Konzept von verschiedenen Anbietern aufgegriffen und an ihre jeweiligen Bedürfnisse angepasst wurde. Dabei gelang es aber meist nicht, das Protokoll zu einem anerkannten Standard werden zu lassen. RSS ist deshalb keine Folge von aufeinander aufbauenden Versionen, sondern stellt eine Reihe teilweise paralleler Entwicklungen dar. Die verworrene Entwicklungsgeschichte zeigt sich auch daran, dass das Kürzel RSS je nach Version unterschiedlich interpretiert wird. Ursprünglich stand RSS für RDF Site Summary, dann Rich Site Summary und schließlich Really Simple Syndication.

Die wichtigsten Protokolle des Bereichs Syndikation sind:

  • RSS 0.91: Die erste von Netscape entwickelte Variante. Es gibt noch eine Vorgängerversion 0.90, die aber so gut wie nicht mehr eingesetzt wird. Sie unterscheidet sich im Wesentlichen durch Fehlen der Beschreibung für einzelne Items.

  • RSS 0.92-0.94: Das Unternehmen Userland hat schon früh einen RSS-Client entwickelt (Radio Userland) und anschließend eine ganze Reihe eigener Fortentwicklungen des RSS-Formats betrieben. Sie basieren auf der Netscape-Version 0.91. Im Grunde ist hier aber nur die Version 0.92 von Bedeutung, da 0.93 und 0.94 eher inoffizieller Natur waren.

  • RSS 1.0: Netscape hatte RSS teilweise auch in Zusammenarbeit mit der Standardorganisation W3C entwickelt. Dies geschah in Hinblick auf das RSS-übergeordnete Resource Definition Framework (RDF). RDF widmet sich allgemein den Möglichkeiten des Informationsaustausches mittels XML-Formaten. Diese Kooperation führte zu der Version RSS 1.0, die auf die Arbeit einer freien Expertenkommission der W3C zurückgeht. Charakteristisch für diese Version ist eine striktere Unterteilung in Kopfdaten mit den allgemeinen Informationen und den eigentlichen Listeneinträgen. Version 1.0 bietet neben zusätzlichen Elementen vor allem die Möglichkeit, eigene Tags zu definieren, wenn auf ein entsprechendes Definitionsdokument (Namespace) verwiesen wird. Im Kopf der XML-Datei können dabei mehrere Erweiterungen referenziert werden.

  • RSS 2.0: Parallel zu den Arbeiten der W3C hat Dave Winer seinerseits eine größere Überarbeitung des eigenen RSS-Formats vorgenommen. Das Produkt ist unter der Versionsnummer 2.0 bekannt und wurde als Version 2.0.1 von der Harvard Universität veröffentlicht (www.blogs.law.harvard.edu/tech/rss). RSS 2.0 basiert auf der Userland Version 0.92 und ist mit den Userland-Varianten 0.91 und 0.92 abwärtskompatibel. RSS 2.0 ist nicht kompatibel zu Version 1.0. Allerdings wurden einige Ideen wie etwa die Erweiterungsmöglichkeit übernommen.

  • RSS 3.0: Eine weitere Initiative zur Fortentwicklung von RSS, die auf RSS 2.0 aufbaut (www.rss3.org).

  • Extended RSS: Wie so oft, wenn Microsoft eine Technologie für sich entdeckt, nimmt sich das Unternehmen auch RSS vor und reichert es durch einige eigene Erweiterungen an. Wichtig sind zum jetzigen Zeitpunkt vor allem die so genannten Simple List Extensions, die es ermöglichen sollen, die in den RSS-Dateien enthaltenen Listen besser zu verarbeiten. (www.msdn.microsoft.com/windowsvista/building/rss/simplefeedextensions/).Auf diese Weise kann der Autor eines RSS-Feeds Gruppierung und Sortierung der RSS-Einträge vorgeben. Diese neuen Funktionen sind allerdings Erweiterungen zur Version 2.0 und somit in diesem Fall formatkonform. Auch andere größere Firmen haben sich Erweiterungen von RSS ausgedacht. Beispielsweise definiert Yahoo eine Media RSS genannte Erweiterung zur Bereitstellung von multimedialen Inhalten (www.search.yahoo.com/mrss).

  • Atom: Die Entwicklung des RSS-Formats war bis heute verschiedenen privaten Interessen unterworfen. Damit ist es bislang nicht möglich gewesen, einen allgemein anerkannten Standard zu erreichen. Als Reaktion darauf hat die für viele Internet-Standards zuständige Internet Engineering Taskforce (IETF) das Atom-Format geschaffen. Es wurde Mitte 2005 in der Version 1.0 veröffentlicht. Vielfach ist auch noch die Entwicklungsversion 0.3 anzutreffen, die 1.0 vorausging(www.atomenabled.org/).

Für die Anwender stellt sich bei der Vielzahl der Formatvarianten mal wieder die Frage, welche Version jeweils verwendet werden soll. Allerdings beantwortet sie sich meist von allein. Für denjenigen, der einen RSS-Feed bereitstellen will, wird die RSS- oder Atom-Version zumeist von der verwendeten Content Management-Software vorgegeben. Auch wenn die Entscheidung der Softwarebeschaffung noch nicht geklärt ist, wird die Frage der RSS-Versionsunterstützung in den seltensten Fällen hiefür relevant sein.

Auf der Clientseite unterstützt ein Großteil der Lesesoftware alle gängigen Formate. Durch vorhandene XML-Funktionsbibliotheken und Technologien wie XLST lassen sich XML-Formate sehr einfach verarbeiten. Hierdurch können Entwickler von Client-Software die verschiedenen Formate ohne allzu großen Aufwand implementieren.

Bild 1: Unter Syndication versteht man den Abruf von Informationsübersichten in einer XML-Datei.
Bild 1: Unter Syndication versteht man den Abruf von Informationsübersichten in einer XML-Datei.
Bild 2: Häufig schaltet die Clientsoftware einen (kostenpflichtigen) Serverdienst dazwischen, um zusätzliche Komfortmerkmale zu ermöglichen.
Bild 2: Häufig schaltet die Clientsoftware einen (kostenpflichtigen) Serverdienst dazwischen, um zusätzliche Komfortmerkmale zu ermöglichen.

Wenn ein Client RSS 2.0 unterstützt, bedeutet dies allerdings noch nicht, dass er auch sämtliche Erweiterungen versteht. Ähnlich wie bei HTML üblich werden auch hier unbekannte Tags einfach ignoriert. Die Erweiterungsmöglichkeit von Version 1.0 und 2.0 erlauben eine schrittweise Fortentwicklung des Formats, ohne dass ein neuer Standard definiert werden muss. Erweiterungen, die von allgemeinem Interesse sind, werden von alleine größere Verbreitung in den verschiedenen Clients finden.

Mittlerweile werden Syndication-Technologien zunehmend zur Verbreitung anderer Medien, jenseits einfachen Textes, eingesetzt. Beispielsweise erfreuen sich Fotoblogs heutzutage großer Beliebtheit. Die Integration von Bildern und anderen Medienarten muss dabei nicht zwangsläufig auf die Verwendung von RSS-Erweiterungen hinauslaufen. Die Verwendung des HTML-Formats unter Verwendung von verknüpften Bildern in der Item-Beschreibung ist mittlerweile üblich, auch wenn dies in der RSS-Spezifikation nicht ausdrücklich vorgesehen ist. Diese Funktion ist nur in Atom im Standard enthalten. In RSS besteht immer die Gefahr, dass die Client-Software nicht klar zwischen HTML- und XML-Tags unterscheiden kann.