Europas größter Klimarechner geht in Betrieb

Das Deutsche Klimarechenzentrum in Hamburg nimmt an diesem Dienstag Europas größten Klimarechner offiziell in Betrieb. Der Höchstleistungsrechner für Erdsystemerforschung soll nach Angaben des Rechenzentrums die Genauigkeit der Klimamodelle entscheidend verbessern.

Der neue Supercomputer soll eine Rechenleistung von 1,5 GFLOPs erbringen und besteht aus einem Cluster von NEC SX-6-Vektorrechnern. Jedes System basiert auf acht SX-6-CPUs mit einer Rechenleistung von je acht GFLOPs. Der Klimarechner wird am Ende seines Ausbaus Mitte 2003 ein Datenarchiv von fünf PByte (1 PByte = 1 Million GByte) bieten und aus 192 Prozessoren bestehen. Knapp 35 Millionen Euro investiert das Bundesforschungsministerium in das gesamte Projekt.

Mit dem Klimarechner können Forscher das Wettergeschehen noch realistischer und genauer darstellen. "Wir müssen weg von reinen Klimamodellen und uns auf Erdsystemmodelle konzentrieren, die alle Einflüsse auf das Klima mit einbeziehen", sagte Mojib Latif vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie gegenüber der dpa. "Chemische Prozesse und biologische müssen ebenso einbezogen werden wie der Einfluss der Menschen." Auf diese Weise könnten Forscher lokale Prognosen ebenso wie langfristige besser errechnen.

Die Rechen- und Datenmenge des Computers ermöglicht nach Angaben des Forschers zudem eine bessere Auflösung - also ein feineres Rechengitter. "Bislang hatten wir ja immer eine globale Simulation mit einer Auflösung von ungefähr 300 Kilometern, jetzt werden wir eine Auflösung von 100 Kilometern erreichen", erläuterte Latif. "Das ist schon ein Fortschritt, aber das Modell, das wir wirklich rechnen möchten, das können wir immer noch nicht." Zum Vergleich nannte er die Klimaforschung in Japan, wo der derzeit weltweit schnellste Supercomputer, der Earth Simulator, mit einer Auflösung von zehn Kilometern arbeitet.

Die Kosten für den Betrieb des Rechnersystems tragen die Gesellschafter des Deutschen Klimarechenzentrums (DKRZ): die Max-Planck-Gesellschaft, die Universität Hamburg, das Forschungszentrum Geesthacht (GKSS) und die Stiftung Alfred-Wegener-Institut für Polar-und Meeresforschung (AWI). Das DKRZ war 1998 als Nachfolger des gemeinsamen Rechenzentrums des Max-Planck-Instituts für Meteorologie und des Meteorologischen Instituts der Universität Hamburg gegründet worden und bezeichnet sich selbst als "Labor der Klima- und Erdsystemforscher". Details und Hintergründe zum Thema Supercomputing bietet dieser Report. (fkh)