Richtlinie soll komplexe nationale Gesetze entrümpeln

EU plant Online-Shopping zu vereinfachen

Die EU-Kommission will die Regeln für das Kaufen und Verkaufen von Produkten im Internet länderübergreifend vereinfachen und den Wettbewerb im Onlinehandel ausbauen. Das kündigte Meglena Kuneva, EU-Kommissarin für Verbraucherschutz, in London auf einer Konferenz zum Online-Verbraucherschutz an.

Um dieses Vorhaben umzusetzen, will Brüssel einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge eine neue Richtlinie erlassen. Diese soll den Handel im Internet ankurbeln und Nutzern beim Einkauf auf ausländischen Shopping-Portalen bessere Sicherheiten bieten. Gleichzeitig sollen dadurch bestehende Handelsbarrieren abgebaut und das Angebot im Internet insgesamt vergrößert werden.

"Im Herbst werde ich den Entwurf einer neuen Richtlinie vorlegen, mit der der bestehende Dschungel komplexer Gesetze gelichtet werden soll", erklärt Kuneva. Gemeint sind dabei vor allem die derzeit vorherrschenden nationalen Unterschiede bei Widerrufsrechten, Garantien, Lieferbedingungen oder der Abwicklung von Beschwerden. "Der Onlinemarkt bietet Kunden Zugang zu mehr Anbietern und damit mehr Auswahl zum Einkaufen", betont Kuneva. Um sein ganzes Handelspotenzial auszuspielen, müssten sich Verbraucher aber durch eindeutige Garantiebestimmungen und einfache Vertragsklauseln auch beim Einkaufen auf ausländischen Portalen sicher fühlen. "Ein einheitliches Regularium mit einfachen Grundrechten soll künftig Kunden und Anbietern erleichtern, Erzeugnisse und Dienstleistungen in ganz Europa zu kaufen und zu verkaufen", fasst Kuneva zusammen.

Auch was die in letzter Zeit zunehmende Zahl der Abzockversuche im Netz betrifft, kündigt die EU-Kommissarin ein konsequenteres Vorgehen an. "Es geht nicht an, dass Kunden über zu zahlende Preise nicht korrekt informiert werden", kritisiert Kuneva. Erst im Februar hatte die EU Untersuchungen gegen Fluggesellschaften aufgrund von "gravierenden und anhaltenden Verbraucherproblemen beim Verkauf von Online-Flugtickets" eingeleitet. Jede dritte von insgesamt 386 seitdem geprüften Webseiten mit Flugangeboten würde nicht die vollständigen Flugpreise angeben, lautete das ernüchternde Analyseergebnis. Kuneva zufolge sollen künftig auch andere Branchen unter die Lupe genommen werden. Um die Internetnutzer besser zu informieren, will die Kommission zudem im Herbst einen Konsumenten-Leitfaden herausgeben, der alle Europäer über ihre Rechte beim Online-Shopping aufklären soll.

Laut EU-Statistik nutzen rund 56 Prozent der EU-Bürger, die über einen Internetzugang verfügen, das Web zum Einkaufen. Der Anteil derjenigen, die dies auf ausländischen Shopping-Portalen tun, ist dabei allerdings relativ gering. So bestellen von den insgesamt 150 Millionen Europäern, die E-Commerce-Angebote nutzen, lediglich 30 Millionen auch über die eigenen Landesgrenzen hinweg. (pte/hal)