EU braucht mehr Zeit für den Fall Microsoft

Die Wettbewerbshüter der EU haben weitere Untersuchungen gegen Microsoft angekündigt. Es gebe noch einige ausstehende Frage, weshalb man sich entschlossen habe, diese weiter zu verfolgen, erklärte Amelia Torres, Sprecherin der für Wettbewerbsfragen zuständigen Europäischen Kommission.

So seien beispielsweise in den vergangenen Monaten Anfragen an verschiedene Unternehmen der Musik- und Filmbranche gerichtet worden, wie diese ihre Chancen bei der Verbreitung von Inhalten über das Internet einschätzten. Hintergrund ist der Vorwurf, Microsoft habe versucht mit der Kopplung seines Media Players an das Betriebssystem Konkurrenten wie Quicktime von Apple und den Real Player von Real Networks aus dem Markt zu drängen, berichtet die Computerwoche.

Sollten die Antworten neue Erkenntnisse bringen und die Vorwürfe weiter erhärten, dürfte das Verfahren wohl erst im nächsten Jahr abgeschlossen werden. Prozessbeobachter reagierten überrascht auf die Verzögerungen. Ursprünglich sollte das Verfahren bis spätestens August 2003 beendet werden, wir berichteten. Wettbewerbskommissar Mario Monti hatte erst vor kurzem verkündet, die Kommission hätte ihre Beweisaufnahme abgeschlossen. Rechtsexperten werten die Entscheidung der Kommission, weitere Untersuchungen anzustellen, unterschiedlich. Manche Anwälte gehen davon aus, dass nun alle Beweise hieb- und stichfest gemacht werden sollen. Andere wiederum glauben, die Vertreter der EU-Kommission bekämen allmählich kalte Füße.

Analysten zufolge bedeuteten die Verzögerungen für Microsoft einen Vorteil. So könnten beispielsweise wachsende Marktanteile von Linux den Vorwurf entkräften, Microsoft habe versucht, die Vormachtstellung von Windows im Desktop-Bereich auf das Lowend-Server-Segment auszudehnen. (Computerwoche/uba)