Ethernet und Funk auf dem Weg ins WAN

Konkurrenz für UMTS durch Wireless LANs

Ein Thema auf dem Meeting in Portland war die Frage, ob sich Funknetze auf Grundlage von IEEE 802.15 (Bluetooth), 802.11 (Wireless LANs) und 802.16 BWA (Breitbandzugang) zu Konkurrenten der Mobilfunknetze der dritten Generation (UMTS) entwickeln könnten. Für Bluetooth, so die vorherrschende Meinung, gilt das nicht. IEEE 802.15 wird eher als Ergänzung des Mobilfunks gesehen, um kurze Strecken zu überbrücken.

Kritischer für den Mobilfunk ist 802.11 WLAN. Es deckt pro Sendestation einen Radius von 300 Metern ab, bietet aber im Vergleich zu GSM/GPRS (General Packet Radio Service) und High Speed Circuit Switched Data (HSCSD) geradezu traumhafte Datenraten von theoretisch 1 bis 11 MBit/s. GPRS kommt im Vergleich dazu auf 53,6 kBit/s und HSCSD auf 43,2 kBit/s. Einige Hotels bieten ihren Gästen bereits einen hausweiten mobilen Internetzugang über Wireless LANs an, wenn auch zu hohen Preisen. Auch einige Mobilfunk-Carrier scheinen das Potenzial von WLANs erkannt zu haben. So denkt der deutsche Provider Mobilcom darüber nach, neben UMTS auch Funk-LANs anzubieten. Der Einsatz beschränkt sich dabei nach ersten Einschätzungen aber auf abgegrenzte Bereiche wie Büroetagen, Messen, Hotels oder Bahnhöfe.

Zu einer größeren Gefahr für UMTS könnte sich IEEE 802.16 BWA (Broadband Wireless Access) entwickeln. Die entsprechende Arbeitsgruppe arbeitet an Standards für Wireless Metropolitan Area Networks (WMAN). Auch zwei Jahre nach Gründung der Working Group im Juli 1999 ist das Interesse der darin vertretenen Unternehmen sehr hoch. Vor dem Juli-Meeting zählte die 802.16-Gruppe 137 stimmberechtigte Mitglieder sowie 97 "Anwärter" aus insgesamt 120 Firmen.

Nachdem in Europa die UMTS-Euphorie wegen der teilweise horrenden Lizenzgebühren abgeklungen ist, bekommen die Anhänger von Wireless Local Loop (WLL) wieder Oberwasser. Sie verfolgen das Ziel, Breitbanddienste für die drahtlose Übertragung von Daten zu schaffen, inklusive Sprachdiensten. Offensichtlich wird vor allem der Betrieb im lizenzierten Frequenzraum von 2 bis 11 GHz als kommerziell interessant angesehen. Einige Anbieter können in diesem Frequenzband bereits flächendeckend Dienste anbieten. Für die Frequenzen mussten sie dabei nur einen Bruchteil der Gebühren zahlten, die bei UMTS anfielen.

Die Fachleute diskutierten in Portland zudem darüber, unlizenzierte Frequenzbereiche zu nutzen, wie das bei Wireless LANs der Fall ist, die auf das ISM-Band (Industrial, Scientific and Medical) mit 2,4 GHz zurückgreifen. Diese Debatte läuft unter dem Schlagwort "Wireless HUMAN" (Wireless Highspeed Unlicensed Metropolitan Area Network) mit Schwerpunkt auf dem 5-GHz-Spektrum. Ein weiterer Schwerpunkt ist die langfristige Nutzung der Hochfrequenzbereiche bis 66 GHz.

Nach dem 70. Meeting der IEEE-Projektgruppe lässt sich folgendes Fazit ziehen: Da bis auf EFM alle Working Groups an der Fertigstellung von Standards arbeiten, dürfte es in nächster Zeit um die Projektgruppe etwas ruhiger werden. Interessant wird sein, wie die Märkte auf die neuen Techniken reagieren, vor allem das Vordringen von Ethernet ins Weitverkehrsnetz sowie von WLANs und funkgestützten Breitbandnetzen in die Telekommunikation.

Zur Person

Dirk S. Mohl

ist Projektleiter im Entwicklungsbereich Highspeed Networks, Division Automation and Network Solutions, bei der Hirschmann Electronics GmbH & Co. KG.