Illegale Software

Erstaunlich: China fällt hartes Piraterie-Urteil

Ein chinesisches Gericht hat ein seltenes und für China ungewöhnlich hartes Urteil gegen vier Software-Piraten gefällt. Hong Lei und Sun Xianzhong, Gründer der Firma Chengdu Gongruan Network Technology, sowie zwei weitere Personen aus dem Unternehmen wurden zu dreieinhalb Jahren Gefängnis und knapp 1,6 Millionen Dollar Geldstrafe verdonnert.

Die Angeklagten hatten offenbar zahlreiche Software-Copyright-Verletzungen begangen. Industrievertreter werten das Urteil als großen Erfolg - vor allem angesichts dessen, dass China eine der Nationen mit dem stärksten Piraterie-Problem ist.

Die vier Verurteilten wurden beschuldigt, illegal Software vertrieben zu haben, darunter auch Microsoft Windows, das vervielfältigt und unter einem eigenen Markennamen über die Webseite Tomatolei kopierschutzfrei verkauft wurde. "Das ist der erste erfolgreiche Kriminalfall, im Zuge dessen ein so großes Netzwerk von Online-Software-Piraterie in China zu Fall gebracht werden konnte", begrüßt die Business Software Alliance (BSA) das Urteil. Laut den Industrievertretern, die eine Reihe von Konzernen inklusive Microsoft, Intel und Adobe repräsentieren, hat es sich bei Tomatolei um "Chinas größtes Online-Software-Pirateriesyndikat" gehandelt. Die Verurteilung und das Strafausmaß wird als Meilenstein betrachtet.

China zählt im Bereich Software gleichermaßen wie in den Bereichen Musik und Film zu den Nationen mit dem höchsten Piraterie-Aufkommen. Laut IFPI-Untersuchungen etwa verletzen 99 Prozent der in China heruntergeladenen Musik das Urheberrecht. Der überwiegende Teil von Copyrightverletzungen - egal in welchem Umfeld - findet dabei im Internet statt. In China können PC-Nutzer ziemlich einfach für meist weniger als zwei Dollar illegale Software auf Seiten wie Tomatolei herunterladen. Ähnlich verhält es sich mit Musik- und Filminhalten.

Microsoft sprach in einer ersten schriftlichen Stellungnahme zu dem Urteil von einer "Warnung" an alle Raubkopierer von Software-Produkten. Gleichzeitig hat der Fall aber auch Diskussionen unter chinesischen Internetnutzern ausgelöst, die teilweise davon sprechen, auf illegal kopierte Software angewiesen zu sein, um überhaupt einen Computer nutzen zu können. Außerdem gehen selbst Unternehmen wie Microsoft davon aus, dass viele User in China die raubkopierten Software-Versionen etwa von Windows unwissentlich einsetzen, weil es für Händler sehr einfach sei, die illegalen Programme vorzuinstallieren. (pte/cvi)