Der Nutzer entscheidet mit

ERP-Software im Wandel

Funktional nicht zu viel wollen

Bei der Systemauswahl sollten Firmen darauf achten, dass ihr ERP-System flexibel und offen ist. "Besonders wichtig ist aber, dass Systeme auf die spezifischen Prozesse des Unternehmens spezialisiert sind und eben nicht funktional überfrachtet sind. Nur so kann eine anwenderzentrierte und damit integrierte Nutzung des Systems realisiert werden", rät Dibbern. Für Microsoft-Manager Naujoks sind die wichtigsten Herausforderungen an ERP-Systeme in Unternehmen heute die gleichen wie vor zehn Jahren: "ERP-Systeme sollen einen einheitlichen Blick auf das Unternehmen gewährleisten, funktional passen und von den Kosten her nicht aus dem Ruder laufen."

Kostenvorteil durch Updates?

In gewachsenen Systemlandschaften werden diese Anforderungen oft zum Problem, "was Schnittstellen, aber auch was die Kosten angeht", weiß Naujoks, der bis vor kurzem Analyst und Berater für Business Software bei i2s war. Er empfiehlt: "Erfahrungsgemäß sind Anwender, die aktuelle Versionen einsetzen, mit der Software zufriedener als Nutzer älterer ReleaseStände. Durch eine Vereinheitlichung der Versionen und eingesetzten Produkte können Unternehmen deutliche Kostenvorteile realisieren." Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung einer durchgängigen Prozessunterstützung, die auch im Mittelstand immer öfter zu einer zentralen Herausforderung für ERP-Projekte avanciert. Sage-Manager Dewald sagt: "Zunächst einmal hat es eine Verschiebung von funktionalen Anforderungen zu prozessorientierten Anforderungen gegeben." Der Mittelstand strebe immer mehr danach, Prozesse zu vereinfachen und zu automatisieren: "Die ERP-Lösungen von heute müssen dazu in der Lage sein - ohne umfangreiche Anpassungen." (sh)

Quelle Teaserbild Homepage: Rafal Olechowski, Shutterstock.com

Die wichtigsten ERP-Herausforderungen

Frank Niemann, PAC-Berater
Frank Niemann, PAC-Berater
Foto: PAC

Frank Niemann, Principal Consultant - Software & SaaS Markets bei Pierre Audoin Consultants (PAC), fasst die derzeit wichtigsten Herausforderungen an ERP-Systeme in Unternehmen so zusammen: "Erstens: Funktionen und Flexibilität. Für mich ist dies der Spagat zwischen reichhaltigen Standardfunktionen sowie hoher Flexibilität. Prozesse und Geschäftsmodelle der Firmen ändern sich, werden internationaler, erfordern die Einbindung externer Unternehmen. Zweitens: Zukunftsfähigkeit. Gemeint ist damit die Fähigkeit der Software, auch für künftige Anforderungen gerüstet zu sein. Ein aktuelles Beispiel ist hier die Unterstützung mobiler Endgeräte. Und drittens muss die ERP-Lösung bedarfsgerecht in der Lage sein, den ganz unterschiedlichen Benutzergruppen eines Unternehmens einen leichten Zugang zu den Funktionen und damit zur Teilnahme an Geschäftsprozessen zu ermöglichen. Das hat viel mit der Benutzerführung zu tun. Dazu zählt aber auch die Art und Weise, mit der das ERP-System im Unternehmen eingeführt wird. Sehr wichtig ist die Bereitschaft des eigenen Unternehmens für ein solches Vorhaben. Das heißt: Gibt es neben dem Budget auch klare Zuständigkeiten sowie zeitlichen Spielraum für die Durchführung? Der Faktor Mensch ist hier ausschlaggebend - Projekte scheitern viel öfter am schlechten Projekt-Management als an schlechter Software."