Epoc versus Palm OS

Epoc und Symbian 6.0

Ericsson und andere Hersteller von Mobiltelefonen erwarten, dass im Jahr 2003 mehr Menschen drahtlos im Web surfen als über die herkömmlichen Festnetzleitungen. Damit Palm OS und Epoc überhaupt für zukünftige "M-Commerce-Terminals" als Betriebssysteme in Frage kommen, müssen sie sich gegen den Microsoft-Wettbewerb wappnen. Denn bei den Mobil-Betriebssystemen wird es zukünftig sicher zu ähnlichen Auseinandersetzungen kommen wie in der Vergangenheit im PC-Bereich. Der Gegner "CE" trägt auch hier den Vornamen Windows. Die Hersteller von Epoc und Palm OS hatten sich daher schon vor einiger Zeit darauf geeinigt, ihre Systeme kompatibel zueinander zu machen.

Lange sah es so aus, als würde im Wettbewerb zwischen Palm OS und Symbian nur einer überleben. Symbian schien im Vorteil zu sein, bis am 15. November 1999 3Com/Palm von Sony Unterstützung bekam. Sony kündigte an, die Palm-Plattform für zukünftige Handheld-Geräte in Lizenz zu nehmen. Im Gegenzug versprach Palm, Sonys "Memory Stick Technology" zu unterstützen. Schon vorher hatte sich Nokia für eine Symbiose von Palm OS und Symbian entschieden, wobei in zukünftigen Handys der Epoc-32-Betriebssystemkern zusammen mit der "Palm-Computing OS"-Umgebung ausgeliefert werden sollte. Damit war der Durchbruch von Palm OS im Handymarkt geschafft und eine wichtige europäische Ausgangsposition besetzt. Von nun an war Symbian wohl oder übel gezwungen, Palm als langfristigen Partner mit ins Boot zu nehmen, um gegen Microsoft bestehen zu können. Sony hat inzwischen eine eigene PDA-Reihe entwickelt. Eines der neuesten Modelle von Sony, der "Clie PEG-N700C", nutzt Palm OS 3.5 und kann Musik und Videos abspielen.

Epoc spielt heute seine eigentliche Rolle als Kernel des Betriebssystems "Symbian". Das gleichnamige Herstellerkonsortium, das von Nokia, Ericsson, Motorola, Psion und Matsushita gegründet wurde, hat im November 2000 die sechste Version von Symbian für mobile Geräte vorgestellt. Die neue Plattform sei speziell für die erhöhten Leistungsanforderungen zukünftiger Devices ausgelegt, hieß es.

"Symbian 6.0" wurde unter anderem für Sprach- und Handschriften-Erkennung sowie Stift-basierende Applikationen optimiert. Die Lösung unterstützt zudem E-Mail, SMS, WAP, Hypertext Markup Language (HTML), Wireless Markup Language (WML) und die drahtlose Übertragungstechnologie Bluetooth. Ferner bietet das Betriebssystem-Upgrade Programmierern eine Java-Ablaufumgebung. Symbian hat außerdem den "Nokia WAP-Browser" in Lizenz genommen, um ihn in seine Software zu integrieren. Mit dieser Lösung können mobile Geräte auf das Internet zugreifen.

schen Anforderungen an drahtlose Informationsgeräte entworfen. Die wichtigesten sind: Effiziente Nutzung der Ressourcen Strom, RAM und ROM.

Zurzeit arbeitet Symbian an drei Hauptgruppen von drahtlosen Zugriffsgeräten. Sie unterscheiden sich sowohl in der Größe als auch in der Benutzerschnittstelle.

Der Smartphone-Referenzentwurf ähnelt dem heutiger Handys, mit der Haupteingabe über das Telefontastenfeld. In die nächste Gruppe fallen die "Tablet-style Communicators" oder PDAs. Der Symbian-Referenzentwurf für diese Gruppe, die sich mit einer Hand mittels einem Stift bedienen lässt, sieht Bildschirmgrößen vor, die gewöhnlich bei etwa 240 x 320 Bildpunkten liegen. Hinter den "Keyboard-based Communicators" verbirgt sich die Gerätegruppe mit halber VGA-Größe - also 640 x 240 Pixel, auch wenn einige Geräte kleiner oder größer ausfallen. Nokias "9210 Communicator" ist ein Vertreter dieser Gruppe, die mit kleinen Tastaturen ausgestattet sind und sich am oberen Ende mit Subnotebooks überschneiden.

Es ist klar, dass die verschiedenen Eingabemechanismen und Formfaktoren den Einsatz der Geräte stark beeinflussen. Mit einem sehr kleinen Schirm und lediglich einem Keypad ausgerüstet, eignet sich ein Gerät vor allem für Telefongespräche. Mit einem Pen als Eingabegerät lässt sich gut browsen, während die Dateneingabe mühsam ist. Eine Tastatur ist offensichtlich das praktischste Mittel, um größere Datenmengen einzugeben. Aus dieser Unterscheidung folgt, dass die Benutzerschnittstellen letztendlich sowohl geräte- als auch marktabhängig sind.

Um die unterschiedlichen Gerätefamilien zu unterstützen und trotzdem das Maximum an Code-Wiederverwendung zu erreichen, hat Symbian sein Betriebssystem in "Engine"- und "Graphical User Interface"-Komponenten (GUI) zerlegt. Damit war das Konsortium in der Lage, eine Anzahl verschiedener Referenzentwürfe für Smartphones und Communicators zu schaffen. Die Anforderungen für eine derartige Diversifizierung gehen auf das Jahr 1987 zurück. Die dahinterliegende Entwicklungsstrategie sichert die Binärkompatibilität zwischen Applikationen innerhalb einer einzigen Gerätefamilie, während die gemeinsamen Kernmodule den Übergang zu anderen Referenzentwürfen erleichtern, wobei der Lernaufwand minimal bleibt.

Die Unterstützung, die das 3Com-Betriebssystem unter anderem durch die Allianz mit Sony erhielt, hat in den letzten Jahren zu seiner Verbreitung beigetragen. Selbst Microsoft will angesichts der Marktmacht von Palm OS im Handheld-Bereich das Fremdsystem in einigen Aspekten unterstützen. Steve Ballmer, CEO von Microsoft, hatte im Herbst angekündigt, dass Microsoft seine Produkte Word, Excel und die angekündigten .NET-Services in Zukunft auch für Handheld-Betriebssysteme wie Palm OS und andere konvertieren werde. Zu dem Zeitpunkt hatte Palm OS einen Marktanteil von 70 Prozent bei Handhelds, Windows CE nur 15 Prozent.