Wider den All-in-Tagessatz
Engagierte IT-Freiberufler gibt es nicht zum Schnäppchenpreis
In meinem vorigen Projekt waren zwei Kollegen aus den USA. Das Highlight in dieser Zeit war der Mittwochabend. Dann wollten meine amerikanischen Freunde zur Fastfood-Kette ihres Vertrauens, die ein ein prächtiges und verlockendes All-You-Can-Eat-Buffet aufgebaut hatte. Die Amis liebten diese Art der Nahrungsaufnahme: einmal zahlen und dann so viel essen wie rein passt.
All You Can Eat gibt es auch in der Freiberuflerszene. Nur dort heißt es All-In-Tagessatz. Der Sündenfall fing damit an, dass der Kunde einen Tagessatz inklusive der Reisekosten haben wollte. Dies ist noch nachvollziehbar, weil sich ja bei fleißigem Hin- und Her-Jetten eine Menge Belege ansammeln, die ja nur durchgereicht und doppelt verwaltet werden. Dann wurde All In verfeinert. All In bedeutete irgendwann auch eine Deckelung der gezahlten Stunden auf eine maximale Arbeitszeit von 8 Stunden. Dies wird oft von den zwei folgenden weiteren Regelungen begleitet:
1. Montags nicht nach 9:00 Uhr kommen
2. Freitag ist ein normaler 8-Stunden-Arbeitstag
Aus Sicht des Kunden sind solche Regelungen verständlich. Besonders dann, wenn der hoch bezahlte Herr Freiberufler am Montagmittag herein schwebt, weil er ja seinen Schönheitsschlaf nicht verpassen darf. Sogleich wird er von der Projekttruppe mit einem lauten "Mahlzeit" begrüßt. Oder auch sehr nett: Der Freiberufler schwebt Donnerstagnachmittag um 14:00 Uhr von dannen, weil dann die Flüge so schön billig sind. Seine Reise ins Wochenende wird lakonisch von seinen Kollegen kommentiert: "Na wieder einen halben Gleittag genommen?" Wenn die eigene Angestelltentruppe noch schuften muss, ist das nicht immer gut für die Moral im Projekt. Neiddiskussionen bleiben da nicht aus. Andererseits lässt ein Freiberufler nach 8 Stunden nicht automatisch den Griffel oder die Maus fallen. So ist er dann auch nicht begeistert und motiviert, wenn er dafür nicht mehr bezahlt wird.