Mehrere Gründe

Ende der E-Mail-Kommunikation gefordert

Machtinstrument für Feiglinge

Was die Mentalität betrifft, so haben Mails viel Ähnlichkeit mit der guten alten Hauspost, jenen braunen Umschlägen, die ein stets gutgelaunter Bote ein- bis zweimal pro Tag vorbeibrachte. Der Empfänger wartete auf Input. Nichts anderes geschieht beim Umgang mit Mails. Sie sind das Gegenteil von proaktiver, auf andere zugehender Pull-Kommunikation. Hinzu kommt: E-Mails und ihre Anhänge finden sich in aller Regel nicht in der normalen Ordnerstruktur eines Unternehmensnetzwerks wieder. Meist sammeln sie sich stattdessen in einer Vielzahl riesiger Datenmülleimer, in die immer wieder aufs Neue hinabsteigen muss, wer etwas sucht.

Und E-Mails werden gezielt als Machtinstrument eingesetzt: Der eine Kollege auf CC, der andere - demonstrativ - nicht. Streit in der Abteilung? Dann setzt man doch den Chef gerne mal auf BCC, damit er - so ganz nebenbei - endlich kapiert, dass der Kollege Müller tatsächlich völlig unfähig ist. Mailkommunikation ist mit gutem Grund der Liebling aller Feiglinge, Intriganten und Verklemmten, all jener, die nicht genug Rückgrat haben für ein offenes Wort.

Auch Thierry Breton, dem Atos-Chef, geht es bei seinem Zero-E-Mail-Projekt nicht nur um Zeitverschwendung, sondern auch um den durch die Technologie erzwungenen Kommunikationsstil. "Wenn die Leute mit mir sprechen wollen", sagte er einmal, "dann sollen sie zu mir kommen oder eine SMS schreiben."