EMI bricht Boykott gegen Musik-Tauschbörsen

Die zum Musikkonzern EMI gehörende US-Plattenfirma Capitol Records hat diese Woche mit der MP3-Tauschbörse Aimster eine gemeinsame Werbemaßnahme für das neue Album "Kid A" der Rockband Radiohead durchgeführt. Mit diesem Schritt bricht eine Plattenfirma erstmals den Boykott gegen die Internet-Tauschbörsen.

Bei der nur wenige Tage dauernden Aktion konnten Web-Surfer, die die neueste Version der Aimster-Software besitzen, auf eine Webseite zugreifen, die Videodateien von Radiohead anbietet. Obwohl es nicht möglich war, die Songs des neuen Albums anzuhören, stellt diese verhaltene Werbemaßnahme eine erste Annäherung einer Plattenfirma, an die von ihr als Musikpiraten bezeichneten MP3-Tauschbörsen dar.

Die US-Plattenindustrie liefert sich derzeit unter anderem mit dem populären Dienst Napster einen juristischen Schlagabtausch wegen der Verletzung von Urheberrechten. Wie berichtet, konnte sich die MP3-Tauschbörse Ende Juli mit einem Eilantrag gegen die drohende Schließung durch ein kalifornisches Distriktgericht vorläufig durchsetzen. Am kommenden Montag findet die nächste Verhandlungsrunde statt. Auch der Internet-Musikfirma MP3.com drohen Schadenersatzzahlungen von bis zu 250 Millionen US-Dollar an das Plattenlabel Universal, das ihr Urheberrechtsverletzung vorwirft.

Aimster funktioniert mit dem Echtzeit-Chatprogramm von AOL, dem Instant Messenger (AIM), für das sich etwa 60 Millionen Nutzer registriert haben. Das Aimster-Add-on des AIM durchsucht die Festplatten der in der so genannten Buddy-Liste aufgeführten Freunde nach gespeicherten MP3-Files. Diese lassen dann auf Napster-ähnliche Art austauschen. Im Unterschied zu Napster, das allen Internetsurfern offen steht, ist die Benutzergruppe nur auf diejenigen Leute beschränkt, die den Instant Messenger besitzen. (jma)