Elektronische Ausschreibung bei öffentlichen Aufträgen bald Pflicht

Mangelhafte Vernetzung deutscher Behörden

Die Bemühungen, die öffentlichen Verwaltungen mittels Digitalisierung von Arbeitsprozessen zu verschlanken, nimmt langsam Formen an, auch wenn der Erfolg von eGovernment aufgrund schlechter Kommunikation und mangelhafter Vernetzung deutscher Behörden untereinander laut einer aktuellen Accenture-Studie von vielen Deutschen noch kritisch gesehen wird. Rund ein Drittel der Bundesbürger nutzt allerdings laut Angaben des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) die Online-Angebote von Behörden. Vor allem würden Dokumente heruntergeladen und Formulare auf einer Webseite ausgefüllt. Im vergangenen Jahr erledigten den Angaben zufolge 32 Prozent der 16- bis 74-Jährigen einen Teil ihrer Behördengänge im Internet. Damit verdoppelte sich im Vergleich zu 2002 die Quote.

"Immer noch wird eGovernment überwiegend als Elektronifizierung und Digitalisierung der Verwaltung betrachtet, leider zu selten als Wachstumstreiber und Instrument zur Modernisierung des Staates", sagt Axel Schnell, Chief Operating Officer des auf Konvergenzlösungen spezialisierten ITK-Systemintegrators NextiraOne. Auch er sieht enormes Einsparpotenzial. "Durch die elektronische Vergabe öffentlicher Aufträge konnten beispielsweise in Italien im Jahr 2003 3,2 Milliarden Euro eingespart werden", so Schnell.

Bei uneingeschränkter EU-weiter Einführung der elektronischen Vergabe öffentlicher Aufträge rechnen Experten mit Einsparungen von bis zu 80 Milliarden Euro. Im EU-Vergleich liegt Deutschland laut BITKOM-Angaben im Mittelfeld. Vorreiter seien die Benelux-Staaten und Skandinavien. Schweden und die Niederlande kamen 2006 auf eine Nutzungsquote der eGovernment-Angebote von 52 Prozent; Finnland erreichte 47 Prozent. Alle drei Länder hätten in den vergangenen Jahren ihre elektronischen Bürgerdienste erheblich ausgebaut. Deutschland habe noch Nachholbedarf. (pte/mje)