EAI im Finanzwesen

Die schnelle sowie sichere Transaktionsverarbeitung, vom Erfassen der Daten bis zur Quittierung des Vorganges, ist ein wesentliches Ziel gerade von Banken. Es erfordert eine weitreichende Integration der an den einzelnen Schritten beteiligten IT-Systeme beziehungsweise Anwendungen.

Die Raiffeisen Zentralbank (RZB) in Wien baute auf Basis der Messaging-Middleware MQSeries ein Order-Routing-System (ORS) für Finanztransaktionen und Wertpapierhandel auf, das den Anschluss an das Börsensystem Xetra in Frankfurt und Wien ermöglicht. Das automatische Routing von Wertpapieraufträgen zur Börse und die Ausführung von Aufträgen wurde damit beschleunigt. 30 Sekunden sind der Durchschnittswert.

Die IT-Systemlandschaft ist wie bei vielen anderen Banken sehr heterogen, ein Mainframe bedient 25 RS/6000- und einige Sun-Server sowie 160 NT- und OS/2-Rechner. Einschließlich der Office-Anwendungen laufen bei der RZB rund 300 verschiedene Anwendungen.

Im Zuge der Einführung des ORS sollten auch die rund 190 Software-Schnittstellen minimiert werden, die sich aus der Vielzahl der Anwendungen und Plattformen ergaben. "Wir entschieden uns für eine Lösung auf Basis einer Messaging-Middleware, welche die Anzahl der Standard-Schnittstellen auf 20 reduzierte", erläutert Software-Entwicklungschef Hannes Kavelar. "In unserem heterogenen Umfeld ist Messaging einfach besser geeignet, denn damit ist auch eine lose Kopplung der Systeme möglich. In einem homogenen Umfeld wäre eine Service-orientierte Middleware auf der Basis von CORBA vielleicht besser", so Kavelar.

Das ORS war das fehlende Glied in der Kette, um die Legacy-Systeme miteinander zu verbinden. "Bisher gab es erhebliche Brüche zwischen Back- und Frontoffice-Anwendungen, die Aufträge wurden manuell erfasst und es gab immer Fehler sowie hohe Stornoquoten. Die Abwicklung erfolgte einmal am Tag nach Börsenschluss. Heute haben wir ein vollautomatisches Routing an die Börse und zurück mit einer Laufzeit von knapp 30 Sekunden", resümiert Kavelar.

Die Düsseldorfer West LB hat ein sicheres Extranet aufgebaut, über das die Kunden rund um die Uhr Zugriff auf ihre Konten und minutengenaue Abrechnung haben. E-Gate integriert dabei eine Reihe von unterschiedlichen Bankanwendungen. Ein Entscheidungskriterium für diese Software war das einfache Customizing an die Anforderungen der Bank sowie die Möglichkeit des Handlings hoher Datenvolumina und vieler paralleler Anfragen. "Generell geht es uns um Straight-Through-Processing", so Eduard Kuss, West-LB-Geschäftsführer.

Straight-Through-Processing (STP) ist eine Strategie, die heute viele Banken einsetzen, um die Kosten, die Fehlerquote und die Dauer von Transaktionen zu senken. Der Datenfluss zwischen Erfassung einer Transaktion und der endgültigen Bestätigung wird automatisiert, manuelle Eingriffe entfallen. Endziel ist eine gegen Null strebende Verzögerung der Verarbeitung, und daher ist eine gute Integration der beteiligten Anwendungen eine Grundvoraussetzung. Bei der West LB waren Mainframes und andere bestehende Umgebungen zu integrieren. Weiterhin mussten unterschiedliche Formate für den Datentransfer wie Edifact, Swift, DTA und IDOC einbezogen werden.

Die niederländische ABN Amro gehört zu den 20 größten Banken. Vor einigen Jahren baute die US-Niederlassung eine IT-Infrastruktur auf Basis der EAI-Software "DOT/XM" von Level8 für das Cash-Management-System auf, das der Bank jährlich 15 Millionen Dollar Umsatz bringt. Doch diese Software konnte mit den heutigen Anforderungen nicht mehr mithalten. "Wir brauchten eine Middleware, die unsere Legacy-Systeme mit unseren Web-Anwendungen verbindet sowie Services der Backend-Systeme nutzt", skizziert IT-Chef Al Singer das Problem.

Die Wahl fiel auf die im Frühjahr 1999 freigegebene EAI-Software "Geneva Integrator" von Level8 in Kombination mit MQSeries. Sie wird nun im Netzwerk von 600 Zweigstellen für die Konvertierung von Legacy-Daten in HTML und XML eingesetzt. ABN Amro arbeitet auch in einem Banking-Messaging-Projekt namens Integrion mit, in dem eine Infrastruktur für Online-Banking erarbeitet wird, die sich an die Anforderungen der einzelnen Mitgliedsbanken anpassen lässt.

ABN Amro nutzt den Geneva Integrator als "Middleman" für den "Integrion Backend Agent", ein Message-Broker, der zwischen dem "Integrion Financial Network" und den Kernprozessen der Bank angesiedelt ist. Der Backend-Agent verarbeitet per MQSeries eingehende Aufträge und formatiert sie entsprechend dem ausgewählten Kernsystem.

Die zentrale Finanzabteilung von Siemens in München schließlich wollte zwecks Einsparung von Zeit und Kosten durch Mehrfacharbeit in den weltweit verteilten Niederlassungen die Daten für Buchhaltung, Kostenkontrolle und Planung zu einem einheitlichen Finanzsystem zusammenfassen. Hier wurden die Daten aus den Legacy-Systemen mit SAP über verschiedene EAI-Module von Crossworlds für die Geschäftsprozesse und Abrechnungslogik verbunden.

Rund ein Vierteljahr dauerte das Projekt. Die Anwendung ist seit Januar in Europa und Asien produktiv. "Uns hat besonders der Ansatz der vorkonfigurierten Module gefallen. Wir hätten eine so umfangreiche Integration mit einem spezifisch angepassten Instrumentarium auch nicht in einem so kurzen Zeitraum durchführen können", so Siemens-Projektmanager Roland Lochner. (sf)