Electronic Education Environment

E-Learning als modulare Webanwendung

Mit Electronic Education Environment haben Informatiker der Universität Bayreuth eine E-Learning-Plattform vorgestellt. Zur Teilnahme an Seminaren oder Workshops würden Anwender lediglich eine Internetverbindung, Webcam und Mikrofon benötigen.

Das webbasierte System soll weitaus leistungsfähiger als bisherige E-Learning-Software und für alle Fächer und Lehrveranstaltungen einsetzbar sein. "Ein entscheidender Vorteil des eEE-Systems ist sein modularer Aufbau, der eine Anpassung der Anwendung an individuelle Bedürfnisse erlaubt", sagt Michael Igler, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektmitarbeiter an der Universität Bayreuth, im Gespräch mit pressetext. Da es sich um eine Open Source-Technologie handle, entstünden Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen auch deutlich weniger Kosten als im Falle von proprietären Systemen wie etwa WebEx. eEE macht von Lehrveranstaltungsleitern moderierte Audiokonferenzen oder Gruppenarbeiten mit mehreren Studierenden genauso möglich wie eine individuelle Betreuung von Studierenden beziehungsweise problemorientiertes Lernen. Auch wird für eine effiziente Fehlerkontrolle durch die Lehrenden gesorgt, da diese Zugriff auf die von Studenten editierten Bildinhalte haben. Zahlreiche Zusatzfunktionen wie etwa integrierte Chatrooms, Foren und Blogs ermöglichen interaktive Dialoge.

Das System baut auf einem Content-Management-Tool auf, das adaptiert und um einige wichtige Funktionen erweitert wurde. Die Einbettung der notwendigen Zusatztools wie etwa einem VoIP-Modul von Sun für Sprachdialoge machte aus programmiertechnischer Sicht wenig Probleme. Über Remote Procedure Calls ließ sich auch Virtual Network Computing, eine Software, die es Dozenten ermöglicht, auf Bildschirminhalte von Studierenden zuzugreifen, einfach ansprechen. Als schwieriger erwies sich die nahtlose Einbindung der jeweiligen Schülerrechner. Restriktive Firewall-Einstellungen sowie die Heterogenität der zur Anwendung kommenden Netzwerktechniken, mit denen man sich konfrontiert sah, zogen technische Hindernisse nach sich.

"Zur Zeit wird an einem Redesign des Systems gearbeitet, um auch andere Einsatzgebiete wie zum Beispiel die Abhaltung virtueller Konferenzen zu eröffnen. Für die Sprachübermittlung wird fortan ein völlig neuartiges Systemmodul zum Einsatz kommen", so Igler weiter. Alle Sessions erfahren jedoch schon jetzt eine automatische Aufzeichnung, werden in einem Archiv abgelegt und können von Studierenden in Form von Videostreams nachträglich abgerufen werden. Natürlich ist Usern auch das individuelle Archivieren von Dateien in einem geschützten persönlichen Bereich möglich. Ein ausgefeiltes Zugriffsrechtmanagement erlaubt dabei die gezielte Vergabe von Nutzungsrechten an andere Teilnehmer.

Derzeit dreht sich im E-Learning-Umfeld alles um "E-Learning 2.0", also um den Einsatz vernetzter Web 2.0-Anwendungen, meint Nicolas Apostolopoulos, Koordinator der Konferenz eLearning 2009 von der Freien Universität Berlin, auf dem Portal checkpoint-elearning.de. Vor allem wirke sich der zunehmend einfachere und kostengünstigere Einsatz von Videotechnologie auf die Techniken aus. Vor dem Hintergrund eines immer mehr Bereiche des Alltags heimsuchenden Internets sprießen verschiedenste E-Learning-Angebote aus dem Boden. Die Präsentation von eEE als neuer Lernumgebung wurde bereits mit einem Award der International Academy, Research and Industry Association (IARIA) ausgezeichnet. (pte/mje)