71 Prozent der Bürger kennen Online-Angebote nicht

E-Government: Deutschland hat großen Nachholbedarf

Deutschland hat im Bereich E-Government weiterhin großen Nachholbedarf. Wie eine aktuelle Studie des Technologieberatungsunternehmens Booz Allen Hamilton zeigt, sind die Online-Angebote von Behörden bei 71 Prozent der Bürger in der Praxis unbekannt.

Sie kennen die E-Government-Einrichtungen entweder überhaupt nicht oder haben bestenfalls davon gehört. Nur fünf Prozent aller Behördengänge werden bis dato über das Internet erledigt, so das Ergebnis der Umfrage. Obwohl Online-Angebote der Behörden seit Jahren als wichtiges Element für eine effiziente Verwaltung gelten und die Services im Netz verfügbar sind, werden sie nach wie vor nur von einer Minderheit genutzt. "In erster Linie fehlt nach wie vor ein stimmiges Kommunikationskonzept. Deshalb sind den Bürgern viele Anwendungsmöglichkeiten gar nicht bekannt", erklärt Rainer Bernnat, Geschäftsführer bei Booz Allen Hamilton, gegenüber pressetext.

Laut Booz Allen Hamilton hinkt die tatsächliche Inanspruchnahme um rund 90 Prozent hinter dem vorhandenen Potenzial her. Dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch deutlich aufholen muss, bestätigen auch andere Erhebungen. Bei den zuletzt veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes etwa fiel das Ergebnis allerdings nicht ganz so negativ aus. Die EU-Kommission reihte Deutschland im Ländervergleich 2007 ebenfalls nur auf einen mittelmäßigen Platz, wohingegen Österreich konstant zu den Spitzenreitern zählt. Im E-Governance-Index der UN für 2008 belegte Deutschland gar nur den 22. Rang.

Trotz zahlreicher Initiativen und Umsetzungsergebnissen auf Seiten der Behörden, fehlt bei den Bürgern die Akzeptanz. Dafür gibt es laut Bernnat eine Menge Gründe. "Es fehlen einheitliche gesetzliche Standards und die Anwender müssen noch stärker in den Mittelpunkt gerückt werden." Zudem gibt es bei vielen Nutzern immer noch große Sicherheitsbedenken, weshalb sie von einer Nutzung der E-Government-Angebote eher absehen. Knapp ein Drittel der Befragten gab an, solche Seiten deshalb zu meiden. "Das alleinige Informieren über das Internet ist nicht ausreichend. Wichtig wäre es, dass die Bürger die Möglichkeit haben, in direkten Kontakt mit den Behörden zu treten und den klassischen Amtsgang einsparen können", ergänzt Bernnat im pressetext-Interview. Erst das sei effizientes E-Government.

Das größte Potenzial bergen die jungen Nutzerschichten. Die internetaffine Gruppe der 14- bis 39-Jährigen wünsche sich eine deutlich stärkere Nutzung des Internets für Behördenkontakte. Hierin liegt laut der Studie auch eine große Chance für einen nachhaltigen Schub in Deutschland zu sorgen. Über 20 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe forderten sogar einen weiteren Ausbau der bestehenden E-Government-Angebote. "Für das laufende Jahr erwarten wir keine fundamentale Änderung. Um dies zu erreichen, müsste ein stimmiges Konzept umgesetzt werden, um unter anderem die Kooperation zwischen Bund, Länder und Kommunen auszubauen", so Bernnats Ausblick auf die kommenden Monate. (pte/mje)