Durch alle Schichten

Bedarf nach leicht verständlichen Systemen wächst

Ein weiterer wichtiger Trend entsteht durch den Mangel an hochqualifizierten Fachleuten für Daten- und Telekommunikation. Deshalb müssen weniger gut ausgebildete Mitarbeiter mit geringeren Erfahrungen die notwendigen Meß- und Analyseaufgaben übernehmen. Das zwingt die Hersteller dazu, die Benutzerschnittstelle weitestgehend zu vereinfachen. Intuitiv zu bedie-nende GUIs ersparen langwierige Lernphasen bei der Handhabung. Außerdem muß möglichst viel Know-how direkt in die Lösung integriert werden.

Daher sollten zumindest die Meßergebnisse in übersichtlichen Tabellen dargestellt und in möglichst verständlichen Grafiken visualisiert werden, so daß die Abweichungen vom Normalzustand sofort ins Auge fallen. Anspruchsvollere Varianten nutzen Expertensystem-Software. Diese ermittelt aus den Meßdaten selbsttätig mögliche Problemursachen, sammelt unter Umständen ergänzende Daten, die das Problem einkreisen, und schlägt sogar Lösungen vor. Allerdings sind diese Systeme nur so gut wie ihr Regelgenerator und die zugrunde liegenden Meßergebnisse.

Wichtig ist außerdem die Vielfalt und Menge der Tests, die ein System bietet. Oft werden vorgefertigte Triggersequenzen und Tests im Paket oder als optionaler Zusatz angeboten. Sie gestatten auch dem weniger Versierten, Meßdaten zu gewinnen. Anspruchsvollere Lösungen für echte Spezialisten liefern darüber hinaus das Handwerkszeug, selbst am Gerät Tests zu definieren, die genau das untersuchen, worum es im speziellen Fall geht.

Die gemessenen Daten werden entweder in Echtzeit, also während der Erfassung, oder offline ausgewertet. Die Offline-Analyse hat den Vorteil, daß Meßsequenzen beliebig oft betrachtet und in Ruhe analysiert werden können. Für den Profi ist dennoch die Möglichkeit zur Online-Analyse ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des richtigen Tools.

Schließlich sind wichtige Unterscheidungskriterien zwischen den einzelnen Lösungen auch der prinzipielle Aufbau und die Portabilität:

- Handheld-Systeme, portable Lösungen auf Laptop-Basis oder mit proprietärer Hardware,

- stationäre Systeme mit PC-Schnittstelle oder eigenständiger Hardware,

- RMON- oder andere Varianten der remote Überwachung mit verteilter Datenerfassung und zentraler Auswertung sowie

- reine Softwaresysteme verschiedener Komplexitätsgrade und Meßaufgaben.

Softwareanalysatoren nutzen zur Datenerfassung entweder beliebige Netzwerkkarten oder spezielle Netzmeßkarten, die erheblich teurer sind. Andere Programme arbeiten als Aufsatz zu hardwarebasierten Lösungen und werten deren Meßdaten nach spezifischen Gesichtspunkten aus.

Der Markt für Protokollanalysatoren ist unübersichtlich. Denn neben den bekannteren Herstellern wie Wandel & Goltermann, Network Associates/McAfee, GN Nettest, Fluke oder HP gibt es eine Fülle anderer, meist amerikanischer Produzenten, die auf den deutschen Markt drängen. Typisch für Handheld-Lösungen sind etwa Alcactels "Lanchecker" oder Flukes "Onetouch". Der Lanchecker wird paarweise abgegeben und kostet in dieser Konfiguration rund 8000 Mark. Vorteil des Doppelpacks: Es ermöglicht durchgängige End-to-End-Messungen. Die Analyse reicht allerdings gerade bis zur Ebene 3: Das Gerät kann beispielsweise MAC- und IP-Adressen scannen. Was dar-über passiert, erkennt es nicht. Das Alcatel-Produkt wird von Wandel & Goltermann vertrieben.