Dünne Clients, fette Leistung

Umfangreiche Administrationstools

Eine pflegeleichte Verwaltung der Terminals ist aus Kostengründen oberstes Gebot. Wyse hat dazu eine ganze Reihe an Werkzeugen parat. Eine "Remote Shadowing" genannte Funktion, die das Freeware-Tool "Virtual Network Console" (VNC) nutzt, erlaubt es dem Systemverwalter, Bildschirm, Maus und Tastatur eines Terminals aus der Ferne zu bedienen. Bei Problemen kann er damit einem Benutzer von seinem Büro aus helfen und schnell Änderungen an der Systemkonfiguration des Terminals durchführen. Eingebettet ist die Remote-Shadowing-Funktion in das Management-Tool "Rapport". Dieses Werkzeug setzt Wyse seit der Übernahme der Firma Netier als Verwaltungs-Tool für die Thin Clients der Serien 1000, 3000, 5000 und 8000 ein.

Neben Remote Shadowing verfügt Rapport natürlich über eine ganze Reihe nützlicher Funktionen, die den Umgang mit den Geräten des Herstellers erleichtern. Die Software zeigt dem Systemadministrator an, mit welchen Netzwerkeinstellungen ein Gerät arbeitet. Bei Bedarf kann er diese aus der Ferne modifizieren. Im Funktionsumfang enthalten ist zudem eine von zentraler Stelle aus steuerbare Installation von Software auf den Thin Clients. Den Zeitpunkt eines Setups oder einer großflächig angelegten Änderung von Konfigurationsparametern legt der Anwender in einem Terminplan fest. Rapport lässt ihn darüber hinaus das komplette Flash-Dateisystem eines oder mehrerer Thin Clients remote ersetzen. Dazu macht sich Wyse das PXE-Boot-ROM (Pre Boot Execution Environment) zu Nutze, welches standardmäßig in allen von Rapport unterstützten Wyse-Terminals enthalten ist. Weil die Geräte auch Wake-on-LAN unterstützten, können sie zu jeder Zeit von der Managementkonsole eingeschaltet werden.

Die Möglichkeit, mehrere Geräte in einer Gruppe zusammenzufassen, für die bestimmte Aktionen anstehen, wie zum Beispiel die Installation von Software, erleichtert die Verwaltung. Eine Datenbank sammelt alle Informationen über die eingesetzte Hard- und Software-Konfiguration der Thin Clients. Anhand dieser Daten gibt die Management-Software bei Bedarf einen Statusbericht zu den Clients im Netz und eine Inventarliste aus. Als Datenbasis verwendet Rapport entweder die mitgelieferte SQL-Datenbank "Microsoft Data Engine" (MSDE) oder "Microsoft SQL Server" ab Version 7.

Die Software Rapport liefert der Hersteller in zwei Varianten: als Workgroup-Edition, die in Form eines Starter-Kits jedem Wyse-Terminal beigefügt ist, oder als Enterprise-Edition. Während die Workgroup-Ausgabe für bis zu 200 Thin Clients kostenlos ist, entfallen für die Enterprise-Version Lizenzgebühren. Weitere Unterschiede bestehen in der Funktion der Varianten. So kann der Systemverwalter nur mit der Enterprise-Edition wahlweise eine Microsoft-SQL-Datenbank oder MSDE verwenden, um die Rapport-Daten abzulegen. Rapport für Workgroups unterstützt ausschließlich MSDE. Die Enterprise-Software lässt dem Anwender außerdem die Wahl, einzelne Komponenten auf unterschiedlichen Systemen zu installieren. Zudem kann er mehrere Update-Server einrichten, die für die Verteilung von Softwarepaketen auf die Clients zuständig sind. Rapport läuft unter Windows NT 4.0 und Windows 2000.

Beim Test der Wyse-Terminals zählten hauptsächlich zwei Kriterien: die Performance und der Administrationskomfort. Besonderes Augenmerk richteten wir dabei auf die Unterschiede zwischen NT Embedded und Linux.

In der Performance-Disziplin kristallisierte sich ein einheitliches Bild heraus. Die Durchschnittswerte beim Benchmark-Test mit der Software "Wintach 1.2" lagen zwischen 103 und 115 Punkten, was für eine Terminalverbindung ausgezeichnet ist. Dabei zeigte sich, dass die Unterschiede zwischen einer Verbindung mit 10 MBit/s und 100 MBit/s kaum ins Gewicht fallen. Wer große Thin-Client-Umgebungen installiert, kommt also zunächst mit einem 10-MBit/s-Netz gut zurecht und spart auf diese Weise Hardwarekosten.

Aus dem Rahmen fiel das Linux-gestützte Gerät 5440XL beim Terminalzugriff über das RDP-Protokoll. Obwohl die Performance bei den meisten Testanwendungen ausreichte, liegen die Punktzahlen im Vergleich zum ICA-Betrieb deutlich niedriger. Die schlechten Werte des Linux-Systems beim RDP-Zugriff machen sich allerdings bemerkbar, wenn schnelle Bildfolgen auftreten. Beim Blättern in längeren Dokumenten zum Beispiel franst das Bild an den Seiten aus, und die gesamte Darstellung verliert an Schärfe.

Auf Rückfrage bestätigte Wyse das Problem und führte als Begründung an, dass unter Linux nicht wirklich RDP von Microsoft zum Einsatz kommt, sondern das "T-Share"-Protokoll. Dieses sei zwar funktional weitgehend kompatibel, jedoch nicht so leistungsfähig wie das Original. Mit ICA hatte Winterm 5440XL keine Probleme. Zwar blieb das Bild auch nicht immer ganz ruhig. Im Vergleich zu den Störungen bei RDP waren die Effekte aber unbedeutend. Die Bildqualität des auf NT Embedded gestützten 8440XL-Terminals zeigte keine Schwächen.

Was die Handhabung anbelangt, fanden wir, dass der auf NT Embedded basierende Thin Client einfacher zu konfigurieren war als sein Linux-Pendant. Während unter NT das Einrichten einer Terminal-Sitzung wenige Handgriffe erforderte, benötigte das Linux-System mit seiner etwas umständlich aufgebauten Weboberfläche einen größeren Aufwand. Deutlich schneller als NT war Linux jedoch beim Booten des Basisbetriebssystems. Während sich der NT-Kandidat für den Bootvorgang zweieinhalb Minuten Zeit ließ, stellte der Konkurrent bereits nach weniger als 80 Sekunden seine Dienste zur Verfügung. Abgesehen davon vermissten wir weder beim Linux-System noch bei dem NT-Gerät wichtige Funktionen.

Im zweiten Teil des Tests unterzogen wir die Workgroup-Edition der Managementsoftware Rapport einer nähreren Betrachtung. Dazu installierten wir das Werkzeug auf einem Windows-2000-Server. Die Setup-Routine gibt eine umfangreiche Checkliste vor, die alle notwendigen Voraussetzungen für die Installation abfragt. Beim ersten Installationsdurchgang ist das sehr sinnvoll. Muss man den Setup jedoch wiederholen, fällt die Hilfe lästig. Denn der Systemverwalter muss jeden einzelnen Punkt abhaken, bevor er mit der eigentlichen Installation beginnen kann.

Beachten sollte man den Hinweis, dass der Administrator das Benutzerkonto für den Datenbankzugriff von Rapport am besten manuell anlegt. Andernfalls kann es später zu Problemen beim Einrichten der Datenbank kommen. Zudem sollte die Rapport-Konsole Mitglied einer NT- oder Windows-2000-Domäne sein. Rapport setzt nämlich voraus, dass der angemeldete Benutzer, der die Software installieren und konfigurieren möchte, Domänenadministrator ist. Für den Einsatz unbedingt erforderlich ist außerdem das Programm "Microsoft Data Access Component" (MDAC) in der Version 2.6, die man kostenlos unter www.microsoft.com/data herunterladen kann. Ohne es bricht das Setup ab.

Sind alle Voraussetzungen erfüllt, kopiert die Installationsroutine die notwendigen Dateien auf die Festplatte, richtet den FTP-Server für den Download von Client-Dateien ein und legt eine Datenbank an. Sind die ersten Hürden genommen, geht es darum, die Mangementsoftware für den Alltagseinsatz zu konfigurieren. Der Systemverwalter trägt zunächst die gewünschten IP-Adressbereiche und Subnetze ein, in denen sich Thin Clients befinden. Anhand dieser Informationen macht Rapport später eine Bestandsaufnahme und trägt die gefundenen Clientsysteme in die Datenbank ein. Bei den meisten Aufgaben, wie dem Erzeugen von "Reports" oder der Installation von Updates, unterstützen den Anwender Assistenten. Diese erfordern jedoch ein Upgrade auf die Enterprise-Edition. Auch mit den Assistenten lässt sich Rapport nicht leicht bedienen. So wurde die Hilfedatei bei vielen Aktionen zum ständigen Begleiter.