Allein oder mit Kollegen Mittag essen?

Du bist, wie du isst

Anfälliger für Ablenkungen

Die Entspannung bewirkt auch, dass die sogenannte kognitive Kontrolle der Testpersonen reduziert war. "Die Testpersonen waren anfälliger für Störreize", erklärt der Psychologie-Professor. Das heißt, die Restaurant-Gruppe war hinterher leichter abzulenken. Dieses Ergebnis lässt sich leicht auf den Alltag von Wissensarbeitern übertragen: Die E-Mail-Benachrichtigung auf dem Bildschirm blinkt, das Smartphone vibriert und das Telefon klingelt. Das lenkt bereits im Normalzustand ab. Offenbar sind Restaurant-Esser während einer halben bis eineinhalb Stunden nach der Mittagspause noch leichter abzulenken.

Der Grund dafür sei leicht nachzuvollziehen, erklärt Sommer. Wer ins Restaurant geht, beschäftigt sich eine Stunde lang mit etwas völlig anderem. Um sich wieder einzuarbeiten und auf das Wesentliche zu konzentrieren, braucht es eine Weile. "In Multi-Tasking-Situationen, wie etwa einem Büro, dauert es eine Zeit lang, bis man wieder eine Routine entwickelt hat", sagt der Professor. Daher lasse man sich leicht von hereinkommenden E-Mails oder Telefonanrufen ablenken.

Konzentrierte Allein-Esser

Wer alleine ohne weitere Reize von außen isst, der ist hinterher konzentrierter, fanden die Forscher heraus. "Das heißt aber auch, nicht vor dem Bildschirm zu essen", mahnt Sommer. "Für die Testpersonen war das eine richtige Auszeit." Wer sich am Nachmittag stark konzentrieren muss, der sollte lieber ohne Ablenkung essen und das Multi-Tasking sein lassen. Das ist gerade beim Mittagessen keine gute Idee, sonst landet das Handy in der Gulaschsuppe.

Weg vom Rechner: Packen Sie sich ab und zu ein Lunchpaket. Aber essen Sie nicht vor dem Bildschirm!
Weg vom Rechner: Packen Sie sich ab und zu ein Lunchpaket. Aber essen Sie nicht vor dem Bildschirm!
Foto: Ramona Heim - Fotolia.com

Dieses Ergebnis kann man für sich nutzen: "Wer am Nachmittag eine komplexe Aufgabe vor sich hat, bei der er keine Fehler machen darf, für den kann es günstiger sein, allein zu essen", rät Sommer. Im Prinzip sei das aber Typ-Sache. Wer sich beim allein-Essen unwohl fühlt, der hat von der gesteigerten Konzentration auch nichts.

Gemeinsam macht kreativ

Die Solo-Nummer in der Mittagspause sollte man aber nicht zu hoch loben: "Wer gerade in einem kreativen Loch steckt, dem kann ein gemeinsames Mittagessen helfen", sagt Sommer. Das laterale Denken wird in gemeinsamen Gesprächen angekurbelt und die Entspannung bringt auf andere Ideen. Zudem hebt das gemeinsame Essen (meist) die Stimmung und bewirkt, dass das Team sich besser versteht. Hat man zum Beispiel ein schwieriges Gespräch mit einem Kollegen vor sich, kann das dazu beitragen, entspannter in die Unterhaltung zu gehen.

Schlaue Manager, wie etwa CIO Andreas König von ProSiebenSat.1 Media, nutzen die Mittagspause fürs Networking mit Kollegen aus anderen Abteilungen - so ist man bestens informiert und verbunden. Das bedeutet auch ganz klar: Die Pausen ausfallen lassen sollte man auf keinen Fall. Schließlich sind Arbeitsunterbrechungen sehr wichtig, sie liefern erst die Energie, weiterzumachen.