Cloud-Markt im Wandel

Die Zeiten der Hungerspiele sind vorbei

Die Sicht auf die Anwender

Bei einem Viertel der befragten Unternehmen steht das Thema Cloud noch nicht auf der Agenda.
Bei einem Viertel der befragten Unternehmen steht das Thema Cloud noch nicht auf der Agenda.
Foto: Crisp Research

Mehr als 74 Prozent der deutschen Unternehmen befinden sich derzeit in der Phase der aktiven Planung und Implementierung und setzen Cloud-Services und -Technologien im produktiven Betrieb ein. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Cloud Computing in Deutschland endgültig angekommen ist. Für 19 Prozent der deutschen IT-Entscheider ist Cloud Computing ein fester Bestandteil auf der Agenda und im Betrieb. Weitere 56 Prozent der Unternehmen befinden sich in der Planungs- oder Implementierungsphase und setzen Cloud bereits im Rahmen erster Projekte und Workloads ein. Dabei spielen Hybrid- und Multi-Cloud-Infrastrukturen bei deutschen IT-Entscheidern eine zentrale Rolle, um die Integration auf Daten-, Anwendungs- und Prozessebene sicherzustellen (siehe Abbildung).

Dabei stellt sich die Frage, warum erst jetzt - nach über zehn Jahren? Schließlich wurde Amazon AWS 2006 gestartet und Salesforce bereits im Jahr 1999 gegründet. Ein Grund ist die grundsätzlich langsame Adaption neuer Technologien, was aus der deutschen Vorsicht und Gründlichkeit herrührt. Das Gros der deutschen Unternehmen wartet in der Regel, bis sich Technologien gesetzt und ihren erfolgreichen Einsatz bewiesen haben. Early Adopter lassen sich bei deutschen Anwendern traditionell nur wenige finden.

Aber das ist nicht der Hauptgrund. Der Cloud-Markt musste sich entwickeln. Als Salesforce und später Amazon AWS in den Markt eingetreten sind, existierten noch nicht viele Services, die die Anforderungen erfüllten oder als gleichwertiger Ersatz für bestehende On-Premise-Lösungen dienten. Aus diesem Grund kauften IT-Entscheider zu diesem Zeitpunkt weiterhin "altbewährte" Lösungen ein. Weiterhin existierte noch wenig Bedarf, etwas zu ändern, was vor allem daran lag, dass die Vorteile der Cloud nicht klar waren beziehungsweise von den Anbietern nicht deutlich genug formuliert wurden. Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass nachhaltige IT-Veränderungen in Dekaden und nicht in ein paar Jahren oder Monaten vollzogen werden. Bei den Entscheidern, die während der ersten zwei Phasen der Cloud noch auf klassische IT-Lösungen gesetzt haben, laufen die Abschreibungszeiträume und IT-Lebenszyklen aus. Wo jetzt Hard- und Softwarelösungen ersetzt werden müssen, rücken Cloud-Services in den Fokus für den IT-Betrieb.

Zu den wesentlichen Gründen, die für eine lange Transformationsphase in Richtung Cloud sorgen, zählen:

  • Verunsicherung durch Fehlinformationen vieler Anbieter, die Virtualisierung als Cloud verkauft haben.

  • Rechtliche Themen mussten geklärt werden.

  • Vertrauen zu den Anbietern musste aufgebaut werden.

  • Cloud-Wissen musste erst aufgebaut werden.

  • Fehlendes Wissen, Komplexität und Probleme bei der Integration zählten und zählen weiterhin zu den Kernthemen.

  • Applikationen und Systeme müssen in und für die Cloud "from Scratch" entwickelt werden.

  • Keine konkurrenzfähigen Cloud-Services von deutschen Anbietern.

  • Keine Rechenzentren in Deutschland, um das BDSG und weitere Gesetze zu erfüllen.

  • Geringer Kostendruck auf den IT-Budgets aufgrund der guten konjunkturellen Lage der vergangenen Jahre.

Deutsche Anwenderunternehmen befinden sich derzeit mitten im Cloud-Transformationsprozess. Diesen setzen sie Schritt für Schritt um und bauen sich dabei Multi-Cloud-Umgebungen auf, bestehend aus Infrastrukturen, Plattformen und Services von verschiedenen Anbietern. Mit diesem Teil der Digital Infrastructure Fabric (DIF) schaffen sie die Grundlage für ihre individuelle digitale Strategie, auf der sich neue Geschäftsmodelle und digitale Produkte, beispielsweise für das Internet der Dinge, betreiben lassen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag des Expertenblogs toolsmag