Fachkräftemangel

Die schwierige Suche nach den Mittelmäßigen

Viele Arbeitslose und viele unbesetzte Stellen: Mit diesem Phänomen hat sich Accenture in den USA beschäftigt. Viele Erkenntnisse sind auf Deutschland übertragbar.

Wahrscheinlich gibt es dieses Phänomen überall auf der Welt: Firmen klagen über Personalmangel und potenzielle Mitarbeiter darüber, dass sie keine Chance bekommen oder nicht die richtige.

Trotz unterschiedlicher Strukturen ähneln viele US-Probleme beim Recruitment denen in Deutschland.
Trotz unterschiedlicher Strukturen ähneln viele US-Probleme beim Recruitment denen in Deutschland.
Foto: Michael Kvakin - Fotolia.com

Die Unternehmensberatung Accenture hat sich diesem Thema jetzt gemeinsam mit der Harvard Business School und der Personalberatung Burning Glass Technologies gewidmet. "Bridge the gap: Rebuilding America´s middle skills", so der Titel der Studie, liegt die These zugrunde, dass es eine große Anzahl von für den Unternehmenserfolg wichtigen, aber nicht sonderlich hoch qualifizierten Jobs gibt, die sich kaum besetzen lassen.

Dabei meint der etwas schwammige Begriff der "Middle Skills", der mittleren Qualifikation, Tätigkeiten, für die es mehr braucht als irgendeinen Schulabschluss und weniger als ein Hochschuldiplom.

Von den etwa 800 Personalmanagern, die Accenture zum Thema befragt hat, fanden es 56 Prozent schwierig, solche Positionen zu besetzen; in besonderem Maße gilt das für die Finanzindustrie und die ITK-Branche. Und erstaunliche 69 Prozent der Befragten gaben an, dieses Problem hemme das Wachstum ihres Unternehmens.

Auch profane Tätigkeiten sind wichtig

Angebot und Nachfrage, das verdeutlichen die Zahlen, finden nicht zusammen. Mit dramatischen Folgen: Gelinge es nicht, das Problem zu lösen, so die an der Untersuchung beteiligten Experten der Harvard Business School, falle die USA allein schon dadurch im internationalen Wettbewerb zurück.

Weil die beschriebene Lücke zu groß ist, um sie kurzfristig und vollständig zu schließen, sollten sich Unternehmen bei ihren Bemühungen auf die wichtigsten Bereiche konzentrieren, empfehlen die Autoren. Will heißen: auf jene Jobs, die von strategischer Bedeutung sind.

Hubert Staudt ist Vorstandsvorsitzender der top itservices AG, einem Personaldienstleister mit ca. 600 Mitarbeitern.
Hubert Staudt ist Vorstandsvorsitzender der top itservices AG, einem Personaldienstleister mit ca. 600 Mitarbeitern.
Foto: top itservices AG

Dumm nur, dass hierzu bei genauer Betrachtung auch eine Reihe eher profaner Tätigkeiten gehören, zum Beispiel IT-Maintenance und -Support. Kernfrage bei der Besetzung dieser Jobs ist, wie man hier potenziellen Kandidaten langfristige, spannende inhaltliche Perspektiven aufzeigt, obwohl die Tätigkeit vor allem aus ‚Doing‘ besteht und wenig bis nichts mit Strategie und Planung zu tun hat.

Das Problem, dass eine ganze Reihe von Positionen schwer zu füllen sind, haben nicht nur US-Unternehmen. Im Detail allerdings stellt sich dieser Zusammenhang in Deutschland anders dar, sagt Hubert Staudt, Vorstandsvorsitzender des Personaldienstleisters top itservices AG aus Dortmund. "In den USA gibt es zwischen Ungelernten und Hochschulabsolventen fast nichts, weil dort die entsprechenden Strukturen fehlen. Die in Deutschland so wichtige Gruppe der standardisiert betrieblich Ausgebildeten fehlt in den USA fast vollständig."