Die Risiken niedrig halten

Viele Finanzinstitute haben damit begonnen, ein internes RatingSystem aufzubauen, um den Anforderungen von Basel II zu entsprechen. Ähnlich wie in anderen Geschäftsbereichen auch, müssen die relevanten Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung stehen. Darauf sollte die IT-Infrastruktur und Software ausgerichtet werden.

Von: Jürgen Grimmer, Christian Metzger

Die mit Basel II verbundenen Arbeits- und Projektaufwendungen für die Finanzdienstleistungsbranche können durchaus mit denen der Jahr-2000-Umstellung verglichen werden. Deshalb sollte keineswegs der Fehler begangen werden, die anstehenden Projektarbeiten auf die lange Bank zu schieben.

Viele Banken und Sparkassen haben bereits die internen Rating-Systeme fertiggestellt und wenden diese auch an. In anderen Fällen werden die laufenden Projektarbeiten in absehbarer Zeit abgeschlossen und die internen Rating-Systeme in den produktiven Betrieb übergeführt. Somit ist abzusehen, dass bereits ab dem kommenden Jahr die deutlich verfeinerten, internen Bewertungsansätze zur Bonitätsbeurteilung eingesetzt werden können.

Das heißt aber auch, dass sich die Unternehmen (Kunden der Banken und Sparkassen) möglichst bald mit den hier zu beachtenden Sachverhalten beschäftigen sollten, denn die in der nahen Zukunft anstehenden Kredit-Finanzierungsverhandlungen mit der Hausbank werden womöglich unter den Gesichtspunkten von Basel II (internen Ratingmethoden) zu führen sein.

Studien im Bereich der Finanzdienstleistungsbranche haben ergeben, dass es bezüglich der Umsetzung von Basel II ein gewisses Gefälle in der Bankenlandschaft gibt. So scheinen die Großbanken sowie die Genossenschaften und Sparkassen das Thema der neuen Rating-Verfahren recht gut im Griff zu haben. Dagegen haben kleinere Banken, Privat- und Spezialbanken noch mit etwas größeren Problemen zu kämpfen.

Da ein so komplexes Thema wie Basel II nicht selten die Kapazitäten der unternehmenseigenen Datenverarbeitung überfordern kann und obendrein auch sehr weitreichende Entscheidungen vorbereitet und getroffen werden müssen, empfiehlt es sich, auf erfahrene externe Spezialisten zurückzugreifen.

Die Komplexität von Basel II ist in der Regel nicht das Hauptproblem für die Projektumsetzung, sondern vielmehr die erforderliche Datenbasis sowie die IT-Infrastruktur. So ist es beispielsweise für den Aufbau eines leistungsfähigen internen Rating-Verfahrens notwendig, die benötigten, historischen Zeitreihen zur Verfügung zu stellen. Diese Anforderung können bisher allerdings nur die wenigsten Finanzdienstleister erfüllen.

Andererseits soll auch die Kalkulation von Operational Risks (OR) einfacher werden. ORs sind Gefahren, die nicht auf Marktgegebenheiten oder den Kunden zurückgeführt werden können, sondern vielmehr im Bereich des Kreditgebers begründet liegen, wie menschliches Versagen, Störungen im Bereich der Datenverarbeitung oder hohe Bearbeitungskosten der Kreditvergabe. Zur Verdeutlichung des gegebenen Handlungsbedarfs sei erwähnt, dass schätzungsweise nur 14 Prozent der Privatbanken für die sach- und fachgerechte Kontrolle der Operational Risks entsprechende Budgetmittel einplanen und zur Verfügung stellen. Hier ziehen sich auch viele Entscheidungsträger auf den Standpunkt der "Unsicherheit von Basel II" zurück.

Bis zum Jahre 2003 soll die erforderliche Datenhistorie für Basel II aufgebaut werden. Dafür besteht der Bedarf, die benötigten Informationen zu konsolidieren. Für eine professionelle Datensammlung bedarf es der Inhalte der Daten, Möglichkeiten der schnellen und sicheren Datenselektion, gezielte Datenidentifikation sowie einer effektiven Nutzung von Datenfilterungsmöglichkeiten. Basel II kann als eine Art Data Warehouse angesehen werden. Die bereits vorhandenen Bewertungs- und Reportinglösungen können aber in Zukunft nicht ohne entsprechende Adaptionen weiter genutzt werden. Verfahren sind notwendig, die es gestatten, eine Art Annäherung zu den internen Risikobewertungsmethoden zu schaffen. Hier müssen die standardisierten Kriterien gemäss Basel II berücksichtigt werden und dass ein automatisiertes Reporting an die betreffenden Aufsichtsbehörden zur Verfügungsteht.