Vielseitiger Mini-PC
Die besten Verwendungsmöglichkeiten für Raspberry Pi
Geringer Stromverbrauch, überschaubare Anschaffungskosten und trotzdem eine unendliche Fülle an Verwendungsmöglichkeiten. Der von der gleichnamigen Rasperry Pi Foundation erdachte Mini-Computer in der Größe einer Kreditkarte kann nahezu alles. Wir stellen Ihnen alltagstaugliche Projekte und kreative Ideen für die Nutzung vor.
Notwendige Anschaffungen
Die mit zahlreichen Anschlüssen versehene Platine des Raspberry Pi gibt es bereits für unter 40 Euro bei Amazon. Der Rechner verfügt über 512 MByte Arbeitsspeicher und einen Verbund aus ARM-CPU und Grafikeinheit, die sich sogar übertakten lässt. Nicht enthalten ist hingegen ein Netzteil. Hier kann wahlweise ein ausrangiertes Handy-Ladegerät (5V, 1A, z.B. iPhone) oder ein aktiver USB-Hub verwendet werden. Der Strom gelangt über ein microUSB-Kabel an den Raspberry Pi. Darüber hinaus wird eine SD-Karte mit mindestens 2 GByte für das Betriebssystem benötigt.
Nutzung als Linux-Rechner
Trotz seiner vergleichsweise mickrigen Hardware-Leistung eignet sich der Raspberry Pi als Ersatz für den heimischen Arbeitsplatz-Rechner. Möglich wird dies mit dem auf Debian basierenden Betriebssystem Raspbian "Wheezy", das kostenlos zum Download bereit steht. Auf dem an Windows erinnernden Desktop finden sich bereits zahlreiche Programme, die per angeschlossener Maus und Tastatur bedient werden. Zusätzlich benötigte Tools lassen sich - wie in Linux gewohnt - gratis aus dem Internet nachladen. Hierzu wurde mit dem The Pi Store zusätzlich ein Marktplatz geschaffen, der unter anderem Office-Programme oder Media-Player bereithält.
Geschwindigkeitsrekorde sollten Anwender zwar nicht erwarten, als bessere Schreibmaschine oder als Grundlage für weitere Experimente eignet sich Raspbian aber auf jeden Fall. Einen Ausblick auf die Leistungsreserven des Raspberry Pi bietet die kostenlos für das Betriebssystem angebotene Portierung des Baukasten-Spiels Minecraft.
Einsatz als vollwertiges Media-Center
Viele smarte Fernsehgeräte bringen bereits eine Abspielfunktion für gängige Videoformate mit. Wer noch einen TV ohne Internet- und Medien-Funktionalität besitzt, der kann hier mit dem Raspberry Pi günstig aufrüsten. Das speziell auf diese Aufgabe zugeschnittene Betriebssystem Raspbmc steht kostenlos zum Download bereit und lässt sich mit wenigen Klicks auf die SD-Karte überspielen. Für schnellere Zugriffszeiten empfiehlt sich jedoch die Installation auf einem flotten USB-Stick, die im Setup-Programm ausgewählt werden kann. Zusätzlich sollte der Raspberry Pi bereits per LAN-Kabel mit dem Internet verbunden sein, da die Abspielsoftware XBMC in der aktuellsten Version nachgeladen wird.
Nach der zehnminütigen Installation erstrahlt die schicke Oberfläche des Media-Players per HDMI-Schnittstelle in Full HD auf dem Fernseher. Die auf externen Festplatten, USB-Sticks oder NAS-Systemen gespeicherten Filme, Bilder und MP3-Dateien lassen sich fortan auf dem TV nutzen. Zwar besitzt das Setup in diesem Zustand noch keine Fernbedienung, mit der kostenlosen App Official XBMC Remote für iOS und Android lassen sich jedoch Smartphones für die Steuerung vom Sofa aus einspannen.
Der Pi als stromsparendes NAS
NAS-Systeme, also im Netzwerk befindliche Dateiserver, sind noch teuer und verbrauchen vergleichsweise viel Strom. Der Raspberry Pi kann auch hier als Alternative herhalten. Zwar ist der Datentransfer durch den auf der Platine angebrachten 100MBit-Anschluss auf ca. 10 MB/s gedeckelt, für den Zugriff auf Videos, Fotos oder Musikdateien reicht dies jedoch meist aus. Durch die Unterstützung gängiger Übertragungsprotokolle wie FTP, SSH oder die klassische Netzwerkfreigabe kann von nahezu jedem Gerät in der Wohnung auf die hier abgelegten Dateien zugegriffen werden. Sogar für den gleichzeitigen Download von Dateien über das Torrent-Netzwerk bietet der Mini-PC genügend Leistung.
Unschlagbar ist der Einsatz des Raspberry Pi als NAS beim Stromverbrauch: Der eigentliche Rechner benötigt zwischen 2,5 und 3,5 Watt. Hinzu kommt gegebenenfalls noch eine externe USB-Festplatte (2 bis 8 Watt). Herkömmliche Netzwerksspeicher für den Heimbereich genehmigen sich teilweise über 50 Watt.
Musikbox und Internetradio
Wer auch ohne eingeschalteten PC nicht auf seine Musiksammlung verzichten möchte, findet im Raspberry Pi ebenfalls eine hilfreiche Anwendungsmöglichkeit. Durch das kostenlose Programm MPD (Music Player Daemon) wird der kleine Rechner zum Musik-Server und Internetradio. Die Navigation durch die Sammlung beziehungsweise die Auswahl der Radiostreams erfolgt per Smartphone über die kostenlosen Apps MPoD (iOS) oder MPDroid (Android). Darin werden auch riesige Sammlungen übersichtlich mit CD-Cover angezeigt.
Alternativ kann auch XBMC für den Zugriff auf die Musiksammlung genutzt werden. Die Software unterstützt sogar Apples drahtloses Übertragungsprotokoll Air Play, so dass auf dem iPhone oder iPad gespeicherte Songs ihren Weg ohne Kabel an die Stereoanlage finden.
Der Raspberry Pi verfügt über zwei Anschlussmöglichkeiten für Audio-Signale: wahlweise per HDMI an den Verstärker oder über einen Klinken-Stecker an entsprechende Boxen. Besonders stromsparend ist die Nutzung von USB-Lautsprechern, dann genehmigt sich die selbst gebaute Musikbox lediglich 5 Watt - unschlagbar.
Die vier oben genannten Anwendungsmöglichkeiten lassen sich auch kombinieren: Ein Datenspeicher mit Online-Radio- und Media-Center-Funktion, mit dem sich bei Bedarf Texte tippen lassen, ist durchaus möglich. (mje)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC Welt.