PC-Recycling

Die besten Linux-Distributionen für alte Hardware

Es gibt keine Hardware, für die nicht ein funktionierendes Linux bereitstünde. Für alte Hardware die richtige Rolle, für eine geplante Rolle die richtige Platine und das passende System zu finden, ist trotzdem kompliziert.

Für eine praxisnahe Darstellung hätte fast jeder der nachfolgend genannten Aspekte seinen eigenen Workshop verdient. Dieser Einstiegsbeitrag zum produktiven Recycling, Upcycling und Optimieren von Altgeräten und Minirechnern soll daher nur die grundlegenden und wesentlichsten Aspekte ansprechen, um zu zeigen, was mit alter Hardware eigentlich noch möglich ist.

Einschränkungen bei sehr alter Hardware

Ab einer CPU Pentium III oder AMD Athlon und einem Arbeitsspeicher ab 256 MB finden Sie in jedem Fall eine Linux-Distribution, die der Hardware angemessen ist.

Jedoch birgt das Unterfangen, alten Notebooks und PCs neues Leben einzuhauchen, zahlreiche Fallstricke. Folgende Hindernisse sollten Sie bereits vorher einkalkulieren:

Genügt die Leistung (CPU, I/O-Schnittstellen) tatsächlich für den beabsichtigten Einsatzzweck? Dies ist oft nur durch Ausprobieren zu verifizieren. Generell ist davon abzuraten, deutlich mehr als zehn Jahre alte Rechner ausgerechnet als Surfstation zu planen. Selbst bescheidene Linux-Browser wie Midori überfordern alte Einkern-CPUs unter einem GHz sowie den Grafikadapter.

Ist der Stromverbrauch des Altgeräts für den Dauerbetrieb tolerierbar? Ein PC-Veteran wird kaum unter 60 bis 70 Watt verbrauchen, Notebook-Oldies liegen bei 40 bis 45 Watt. Hier hat sich im letzten Jahrzehnt viel getan. Mit neuen Platinen, Mini-PCs und Netbooks kommt man auf fünf bis maximal 20 Watt.

Welche Betriebsgeräusche verursacht das Altgerät? Die Frage spielt keine Rolle, wenn das Recycling in einer Server-Rolle im Keller stattfindet, aber im Wohnzimmer sind surrende Lüfter und singende Festplatten definitiv fehl am Platz.

Alte Notebooks kommen mit Puppy, Antix, Lubuntu oder Xubuntu locker klar.
Alte Notebooks kommen mit Puppy, Antix, Lubuntu oder Xubuntu locker klar.

Wie steht es um die Bootfähigkeit des Geräts? Altrechner sind oft nicht bootfähig über USB. Wenn dann auch kein funktionierendes optisches Laufwerk vorliegt, wird es definitiv eng. Puppy Linux bietet bei der Installation von sich aus einen Notbehelf, trotz Unfähigkeit des Bios von USB zu booten („BootFlash USB-Installer“). Der Plop-Bootmanager leistet USB-Starthilfe, sofern ein DVD-Laufwerk vorliegt und der Rechner zunächst einmal davon booten kann.

Welche Peripherie soll genutzt werden – und gibt es dafür Treiber? Probleme mit dem Grafikadapter lassen sich zumeist durch Startoptionen wie „Safe Video Mode“ oder ähnlich korrigieren. Schwieriger und bisweilen aussichtslos wird es, wenn exotische Soundkarten und WLAN-Adapter genutzt werden sollen und ein Austausch der Hardware nicht in Frage steht, weil das Motiv des Recyclings eben der Erhalt dieser Komponenten ist.

Wie steht es um CPU-Erweiterungen wie MMX, SSE, SSE2? Die bei Linuxern wohlbekannte CPU-Erweiterung PAE (dazu unten mehr) ist längst nicht die einzige Hürde beim Recyceln alter Rechner. Mit unangenehmen Überraschungen ist sogar bei Oldie-spezialisierten Linux-Systemen zu rechnen: So verweigert etwa der Standard-Browser (Palemoon) von Puppy Tahr kommentarlos den Start, wenn der CPU die Erweiterung SSE2 fehlt. Im genannten Beispiel hilft ein Midori-Browser weiter, wird aber unter solchen und ähnlichen Umständen kein akzeptables Surferlebnis bereiten. MMX, SSE, SSE2 und viele weitere CPU-Eigenschaften lassen sich vorab mit dem Analyseprogramm HDT gut diagnostizieren.

Das Werkzeug zeigt alle Hardware-Komponenten eines Rechners.
Das Werkzeug zeigt alle Hardware-Komponenten eines Rechners.

Fazit: Auch auf Hardware vor und um die Jahrtausendwende bringen Sie gewiss noch ein Linux zum Laufen (Kandidaten folgen unten), aber es wird schwierig, dafür eine sinnvolle Rolle zu finden. Internetsurfen scheidet nahezu aus, und die Schwelle für einen Daten-Server liegt etwa bei 512 MB RAM und einem CPU-Takt von einem GHz. Das weiter unten vorgestellte NAS-System Open Media Vault fordert bereits mehr (ab ein GB RAM). Der Einsatz eines Veteranen als Desktop-System ist nur in einer eng spezialisierte Rolle sinnvoll – etwa als MP3-Abspielstation.