Manager selten Vorbilder

Deutsche Unternehmen familienfeindlich

Auch wenn viele Unternehmen von sich behaupten, dass sie Mitarbeiter mit Familie fördern - eine A.T. Kearney- Studie beweist das Gegenteil. Rühmliche Ausnahmen gibt es dennoch.

Familie und Beruf sind auch im Jahr 2014 in Deutschland nicht zu vereinbaren. Das beweist nicht nur die Tatsache, dass ausgerechnet Kristina Schröder, die die "Herdprämie" durchboxte, sich nun ausschließlich ihrem Kind widmet. Wie es tatsächlich um die Familienfreundlichkeit in deutschen Firmen bestellt ist, zeigt eine aktuelle Studie der Managementberatung A.T. Kearney, an der 1771 Beschäftigte teilnahmen.

Die Studie im Rahmen der Initiative "361°- Die Welt unserer Kinder", die mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas) schon zum zweiten Mal durchgeführt wurde, zeigt: Nur etwa 38 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind familienfreundlich. Der Mehrheit der Firmen scheint es egal zu sein, ob ihre Mitarbeiter Beruf und Familie unter einen Hut bekommen. Fortschritt gibt es kaum: Im Vergleich zum Vorjahr haben nur acht Prozent der Befragten bemerkt, dass sich die Familienfreundlichkeit in ihrem Unternehmen verbessert hat.

Zugegeben, die Arbeitnehmer wünschen sich ein Angebot, das oft nur große Firmen leisten können. Das spiegelt die Studie wider. Nur zwölf Prozent der deutschen Unternehmen schaffen es, alle Leistungen anzubieten, die Arbeitnehmer mit Familie gern hätten. So wünschten sich 51 Prozent der befragten Frauen eine Notfallbetreuung für die Kinder, fast ebenso viele (45 Prozent) eine Kinderferienbetreuung und ein Drittel hätte gern Sonderurlaubsregelungen. Männer vermissen Spezialangebote für Väter (43 Prozent).

Väter gehen nur selten in Teilzeit

Sind die Angebote vorhanden, werden sie dankbar angenommen, wie die Untersuchung ebenfalls zeigt: Drei Viertel aller befragten Mütter gab an, sie genutzt zu haben - allerdings nur 48 Prozent der befragten Väter. Kinderbetreuung ist laut Befragung noch immer Frauensache: Denn knapp zwei Drittel der Mütter haben schon in Teilzeit gearbeitet, während es bei Vätern nur sieben Prozent waren. Arbeitszeitreduzierung leisten vor allem kleinere Firmen, wie die Kearney-Studie ergab.

Väter scheuen sich noch immer, sich Zeit für den Nachwuchs zu nehmen, weil sie Angst vor dem Karriereknick haben: Männer zwischen 25 und 40 Jahren fürchten, dass ihre Leistungen schlechter beurteilt würden (40 Prozent) und dass es Probleme mit den Kollegen geben könnte (29 Prozent), wenn sie Teilzeit oder andere familienfreundliche Angebote in Anspruch nehmen.

Sich im Home Office um Kinder und Arbeit parallel zu kümmern, darauf setzen im Schnitt nur 15 Prozent der Eltern. "Dies ist die Folge der häufig vorherrschenden Präsenzkultur: mehr als sieben von zehn Arbeitnehmer/-innen geben an, dass ihr Arbeitgeber sehr hohen Wert auf die persönliche Anwesenheit der Mitarbeiter lege", heißt es in der Studie. Zwar gibt es Jobs, die eine unbedingte Anwesenheit verlangen. Aber geht man von den Büroarbeitern aus, muss man feststellen: Firmen vertrauen offenbar ihren Mitarbeitern noch nicht genug, um ihnen Freiheiten wie Home Office zu gewähren.