Der Starke fürs Office

Mit Bravour bestand der Workgroup-Switch von 3Com alle Durchsatz- und Latenztests. Lediglich beim Head-of-Line-Blocking zeigte er Schwächen.

Von: H. Almus, Inti Florez-Brandel, Dr. Klaus Plessner

Im Frühjahr verabschiedete sich 3Com aus dem Bereich LAN-Switches für große unternehmensweite Netze und beendete die Produktion der Reihe "Corebuilder". Auch von den Analog-Modems und den Weitverkehrs-Switches der Serien "Pathbuilder" und "Netbuilder" trennte sich das Unternehmen, um sich auf gewinnträchtigere Segmente zu konzentrieren. Man stützt das neue Geschäft auf die drei Säulen Kabelmodems für Heimanwender, Switches für kleine und mittlere Unternehmen und IP-Telefonie für Carrier. Mit Erfolg, wie es scheint. Denn im letzten Quartalsbericht für die Monate Juni bis August führt der Hersteller hohe Gewinne der Business-Unit "Commercial and Consumer Networks" auf die Umstrukturierung zurück.

Nach wie vor im Sortiment sind die Switches der Familie "Superstack II", mit denen 3Com Firmen mit bis zu 1000 Mitarbeitern adressiert. Zwischen den Workgroup-Geräten der Reihe "3300" und den Backbone-Switches der 9000er-Riege rangiert der getestete "Super-stack II 3900", ein Workgroup-Switch mit einem Gigabit-Ethernet-Port für die Anbindung zum Firmen-Backbone. Der Layer-2-Switch ist mit 36 10/100-Base-TX-Ports ausgestattet und nimmt zwei Zusatzmodule mit 1000-Base-SX-Ports auf. Ganz im Gegensatz zu dem, was der Name suggeriert, ist Superstack II 3900 nicht "stackable" im üblichen Sinn, also durch ein SCSI-Kabel zu verbinden. Allerdings lassen sich bis zu vier Geräte über ihre Gigabit-Uplinks so verbinden, dass sich eine Kombination mit 144 Fast-Ethernet-Ports und 6 Gigabit-Ports ergibt. Dabei ist die Uplink-Performance zwischen den Geräten selbstverständlich auf ein GBit/s begrenzt.

Über die Funktion "Link Aggregation" kann der Anwender die drei Gigabit-Kanäle zusammenschalten, um die Kapazität der Verbindung mit dem Backbone-Switch zu erhöhen. Das Gerät priorisiert wie üblich nach der IEEE-Norm 802.1p und entbehrt keiner der Standardfunktionen. Darüber hinaus soll das proprietäre Verfahren "Pace Interactive Access" so genannte "Jitter-Effekte" verhindern, die bei starken Schwankungen der Paketübertragungszeit auftreten. Die Technik "Resilient Links" von 3Com erlaubt es dem Anwender, Paare aus Haupt-Ports und Reserve-Ports zu definieren. Die Reserve ist normalerweise inaktiv und übernimmt das Switching, sobald der Haupt-Port ausfällt.

Unsere Tests führten wir mit dem Ethernet-Tester "Ixia 1600 Traffic Generator/Performance Analyzer" durch, der mit 20 Fast-Ethernet- und acht Gigabit-Ethernet-Ports bestückt war. Weil das Verhalten der Kopplung mehrerer Geräte durch Gigabit-Uplinks bereits mit Hilfe der üblichen One-to-Many-Checks zu prüfen ist, testeten wir nur einen Switch. Dabei hatten wir wie üblich die zusätzlichen, also nicht geprüften Protokolle "Flowcontrol", "Spanning Tree" (STP) und Autonegotiation abgeschaltet. Wir prüften nach folgenden Teststandards:

- Request for Comment (RFC) 2544: One-to-One-Durchsatz und Latenzzeiten;

- RFC 2285: Durchsatz der Konfigurationen Many-to-Many, Many-to-One, One-to-Many, Broadcasting und Head-of-Line-Blocking.

Außerdem untersuchten wir

- Class-of-Service (COS) nach IEEE 802.1p: Durchsatz unterschiedlich priorisierter Pakete bei Überlast;

- Multiport-Automation: Interframe-Gap-Test.

Zunächst testeten wir nach RFC 2544 und schalteten 20 Ports eins zu eins mit den Ports des Prüfgeräts zusammen, und zwar in symmetrischer Reihenfolge, also beginnend mit dem jeweils ersten Port beider Geräte. Im ersten Durchgang ließen wir die Frames so laufen, dass Paare benachbarter Ports in beiden Richtungen (bidirektional) Pakete austauschten. Also Port 1 mit Port 2, Port 3 mit Port 4, et cetera.