E-Learning, Gamification, Webseminare

Der neue Lernmix

Spielend lernen?

Seit einigen Jahren erobern Serious Games zumindest in den Köpfen von E-Learning-Experten und in Fachkreisen einen festen Platz im Weiterbildungsmix der Unternehmen. Das MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung in Essen befragt jedes Jahr in seinem Trendmonitor ausgewählte Experten der Bildungsszene nach den Trends des elektronischen Lernens. Während die Kombination von Präsenz- und Online-Kursen, auch unter dem Begriff "Blended Learning" bekannt, inzwischen zum Weiterbildungsstandard zählt, räumen nur 25 Prozent der Befragten den Serious Games große Chancen in der betrieblichen Weiterbildung ein.

Michael Ihne, Geschäftsführer von Cogni.net aus München, unterscheidet innerhalb des spielenden Lernens noch einmal zwei Richtungen. Serious Games definiert der promovierte Psychologe als Computerspiel mit Lernziel. Gamification dagegen verknüpft eine ernste Situation mit Spielelementen. "Alle trockenen, schwer vermittelbaren Inhalte eignen sich besonders gut für das spielerische Lernen", sagt Ihne.

Doch noch bleiben viele Unternehmen skeptisch, denn schließlich bezahlten sie ihre Mitarbeiter fürs Arbeiten und nicht fürs Spielen, so ein gängiges Argument, dem Ihne immer wieder begegnet. Doch der Psychologe entgegnet den Kritikern gerne, dass es sich viel besser lernt, wenn Spaß und Emotionen im Spiel sind. "Vertriebsabteilungen sind solchen Lernszenarien gegenüber aufgeschlossener", berichtet Ihne. Außerdem sieht Ihne gute Chancen bei jüngeren Mitarbeitern, die mit Computerspielen aufgewachsen sind und kaum Berührungsängste mitbringen.

In einer globalen Arbeitswelt, besonders der IT-Branche, fordern viele Arbeitgeber fundierte Fremdsprachenkenntnisse, vor allem verhandlungssicheres Englisch. Doch nicht jeder Informatiker bringt ein Sprachstudium mit. Deshalb verdienen zahlreiche Sprachschulen gut daran, aus einem IT-Manager mit holprigem Englisch einen eloquent parlierenden Business Man zu machen. Doch inzwischen gibt es flexible Alternativen im Netz.

Der Videosprachlernportal "Papagei.com" aus Hannover wartet mit einer Palette von Methoden und Kursen zum Fremdspra-chentraining auf. Neu untertitelte Kinofilme oder Serien mit integrierten Vokabeleinheiten und Grammatiklektionen, Aussprachehilfen per App oder auch ein Telefontraining mit einem Sprachlehrer sind einige der Angebote der erst 2011 gegründeten Firma. Zu den Kunden des flexiblen Lernens zählen Privatpersonen sowie Firmen und Schulen.

Um die Fortschritte der Sprachschüler zu erfassen, protokolliert ein Tracking-Tool, welche Methoden die Lernenden bevorzugt nutzen und welche Fortschritte sie machen. Was Privatpersonen einen guten Überblick verschafft und sie ermahnt, die Grammatiklektionen nicht zu überspringen, schreckt jedoch im beruflichen Umfeld manchen Sprachschüler ab, wenn der Chef mitliest. Meistens sieht der Betriebsrat solche Anwendungen äußerst ungern, wie Brigitte Mettang-Weiss von Papagei.com weiß. (hk)