Der Kabelsalat verschwindet

Bluetooth tritt an, um etablierten Techniken für drahtlose Connectivity im Nahbereich wie DECT, IrDA oder Wireless LANs nach IEEE 802.11 mächtig einzuheizen. Mehr als 1300 Firmen unterstützen die Technik. Die Version 1.0b der Spezifikation ist verabschiedet und erste Produkte sind verfügbar. Berthold Wesseler

Blitzstart für Bluetooth? Alles sieht danach aus. Vor einem Jahr noch so gut wie unbekannt, haben es die fünf Gründungsmitglieder der "Bluetooth Special Interest Group" (SIG), Ericsson, IBM, Intel, Nokia und Toshiba, geschafft, auch die letzten namhaften Zauderer zu überzeugen und für die SIG-Kerngruppe zu gewinnen. Rechtzeitig zur Bluetooth Developers Conference, die vom 7. bis 9. Dezember in Los Angeles stattfand, konnte der Beitritt von 3Com, Lucent, Microsoft und Motorola verkündet werden.

Das Ziel der Vereinigung: Einen Standard für die Vernetzung von Notebooks, Handys, "Personal Digital Assistants" (PDAs), Kameras und anderen (Mobil-)Geräten auf Basis von Funknetzen zu schaffen. Die Datenrate von 1 MBit/s und die auf zehn Meter, oder mit Verstärker 100 Meter, beschränkte Reichweite machen klar, dass Bluetooth nicht wirklich zum LAN-Standard taugt. Hier kommen die Wireless LANs zum Zuge, die mit IEEE 802.11 seit kurzem standardisiert sind und mit 11 MBit/s die notwendige Bandbreite liefern.

Während Infrarot-Übertragung auf eine Sichtverbindung zwischen den Geräten angewiesen ist, verspricht die neue Technik weniger Störanfälligkeit und größere Reichweiten. Sie eröffnet ein weites Spektrum möglicher Einsatzfelder, von der Anbindung von Peripheriegeräten wie Tastaturen, Druckern oder Projektoren bis zum Ad-hoc-Aufbau von Mini-LANs zum sporadischen Datenaustausch oder zur Synchronisation von Datenbeständen. Damit hätte der Kabelsalat ein Ende, der heute nicht nur mobilen Usern große Umstände bereitet.

Das Notebook im Aktenkoffer könnte mit Hilfe von Bluetooth-Chips über das Handy am Gürtel eine E-Mail absetzen, gesteuert vom Benutzer, der ein Headset trägt. Oder das Handy sucht sich eine Telefonnummer aus dem Adressbuch des PDAs im Koffer. Über das Headset telefoniert man nicht nur, sondern hört auch Musik, die vom MP3-Player, der Hi-Fi-Anlage oder auch vom Fernseher eingespielt wird. Klingelt das Telefon, stoppt die Musik und das Gespräch kann angenommen werden. Und auch das Auto lässt sich mit Bluetooth-Basisstation zu einer Kommunikationsdrehscheibe ausbauen. Einsatzszenarien lassen sich auch in der Konsum- und Haushaltselektronik ausmalen, bis hin zur fast legendären Internet-Anbindung von Kühlschrank, Mikrowelle und Kaffeemaschine.