Dateisynchronisation

Der Angriff aus der Wolke

Zwischen Ausspähung und Botnet

Ist dies erfolgt, sind nun unterschiedliche Bedrohungsszenarien denkbar: Valide Zugriffsschlüssel können auch auf anderen Maschinen genutzt werden, sodass der Angreifer dort eine weitere Instanz der Software installieren kann, auf der kontinuierlich alle Änderungen der gespeicherten Dateien synchronisiert werden. Damit kann über die ganz normalen Cloud-Synchronisations-Mechanismen ein illegitimer Zugriff auf private oder wahlweise auch Unternehmensdaten erfolgen. Dies eröffnet Möglichkeiten, die von Spionage (durch Ausspähung innerhalb der Cloud gespeicherter Daten) bis zur Erpressung (Verschlüsselung oder temporäre Löschung entsprechend bekannter Ransomware-Angriffe) reichen.

Aber insbesondere der aktive, schreibende Direktzugriff auf den Rechner des Anwenders, also auf den Endpoint, birgt erhöhte Gefahren. Denkbar - und bereits praktisch ausgenutzt - ist hierbei beispielsweise die Nutzung des Anwenderrechners im Rahmen von Command&Control-Szenarien für Botnets: Die Dateisynchronisation ermöglicht das Überspielen von immer neuen Programmkomponenten, die dann auf dem Rechner des Opfers, kontrolliert durch den Angreifer, aber durch den Account des Angegriffenen ausgeführt werden. Der Cloud-Speicher kann hierbei auch komfortabel für die Bereitstellung auf dem übernommenen Rechner ermittelter Daten quasi als Rückkanal genutzt werden.

Bemerkenswert ist, dass beim "Man in the cloud"-Angriff - anders als bei klassischen "Man in the middle"-Attacken - kein Zugriff auf die Kommunikation mit der eigentlichen Serverinfrastruktur notwendig ist, sondern alles auf der Basis legitimer und eigentlich geduldeter Kommunikationsprotokolle stattfindet

Der Anwender am Zug

Für jeden Anwender solcher Cloud-Dienste stellt sich in dieser Situation die konkrete Frage, inwiefern der Komfort einer solchen Lösung die möglichen Gefahren überwiegt. Viele Unternehmen dulden den Einsatz von Dateisynchronisations-Mechanismen durch entsprechende Regelungen in ihren Security Policies nicht. Ein sehr kritisches Überdenken des Einsatzes einer solchen Lösung ist aber durchaus schon bei mäßig sensitiven, privaten Daten, etwa Kreditunterlagen oder persönlichen Fotos, sinnvoll.

Falls dennoch eine solche Lösung eingesetzt werden soll, stellt sich die Frage, wie die Gefahren erkannt und behoben oder ganz vermieden werden können. Zu diesem Zweck bieten praktisch alle Dienste Mechanismen zur Überwachung an, die ungewöhnliche Zugriffe identifizieren und dem Benutzer melden. Solche Benachrichtigungen sind in jedem Fall ernst zu nehmen und kritisch zu prüfen.

Aber auch aus eigenem Antrieb heraus ist eine regelmäßige Prüfung der erfolgten Zugriffe und insbesondere der vollständigen Liste der synchronisierenden Maschinen angeraten, die Aufschluss über mögliche Attacken bieten kann. Bei Dropbox beispielsweise findet sich diese Information im Web-Frontend in der Lasche "Sicherheit" im Dropdown-Menü Einstellungen unter dem Benutzernamen. Vergleichbare Funktionalitäten finden sich in allen breit eingesetzten Cloud-Synchronisation-Diensten.
Ungewöhnliche Rechnerstandorte können ein erster Hinweis auf eine Kompromittierung sein. Im Zweifelsfall ist es sicherer, alle registrierten Geräte zu entfernen und sukzessive die tatsächlich vertrauenswürdigen mit neuen Tokens zu registrieren.

Eine möglichst starke Authentifizierung ist ein weiterer Schritt zum Schutz der Tokens. Praktisch alle dieser Dienste bieten heute 2-Faktor-Authentifizierung an, deren Einsatz grundlegend empfohlen wird.

Um den oben beschriebenen, notwendigen ersten Zugriff des Angreifers auf den Rechner im Ansatz zu verhindern, sind die klassischen Schutzmechanismen für den Endpoint umso wichtiger: Dies umfasst den Virenschutz, einen vor aktuellen Angriffvektoren geschützten Browser, ein vorsichtiges, intelligentes Umgehen mit potenziell gefährlichen Inhalten in unbekannten Mail-Nachrichten und einen hochaktuellen Schutz vor Spam- und Phishing-Nachrichten.