Das SAN wächst

Der ANSI-Standard setzt Grenzen

Noch sind also dem SAN enge Grenzen gesetzt, sofern man dem Fibre-Channel-Standard folgt, der seit seiner Festlegung als Norm "X.3230" durch das American National Standards Institute (ANSI) im Jahr 1994 als Synonym für Speichernetze verwendet wird. Denn der 100 MByte/s schnelle Fibre Channel des ANSI bot erstmals eine international festgelegte, zuverlässige Interconnect-Möglichkeit mit der für Disk-I/O erforderlichen Bandbreite und Durchsatzraten außerhalb der elitären Mainframe-Welt.

Aus diesem Dilemma führen drei Wege. Erstens helfen "proprietäre" Ansätze, wie sie beispielsweise in der Mainframe-Welt bereits seit Jahren gang und gäbe sind. Zweitens setzt man auf das Internet-Protocol (IP) als alternativen Standard und nutzt Techniken wie "SCSI über IP" oder das Konzept des "Network Attached Storage" - mit all seinen Limitationen (NetworkWorld 18/00, Seite 32: Der schnellste Weg zum Speicher). Oder aber man wählt die dritte Möglichkeit und wartet ab, bis entsprechende Standards verabschiedet und die konformen Produkte verfügbar sind.

Abwarten kann sich lohnen, denn Mitte Oktober hat die Fibre Channel Industry Association (FCIA) einen Standardentwurf für einen 10 GBit/s schnellen Fibre Channel unterbreitet, der Zugriffsverfahren für Single- und Multimode-Glasfaser auf der physikalischen Ebene im LAN- und WAN-Bereich bietet. Dabei wird "10-GFC" sowohl WAN- als auch MAN-Übertragungen über native "Dark Fiber" (Dense Wavelength Division Multiplexing) sowie SONET/ SDH (SDH = Synchronous Digital Hierarchy) unterstützen.

Somit lassen sich nach Meinung der Hersteller auch SAN-Inseln, die durch die maximal zehn Kilometer weit reichende Fibre-Channel-Übertragung entstanden sind, voraussichtlich in zwei Jahren per "Highspeed-Link" verbinden. Abwarten lohnt auch mit Blick auf "10-Gigabit-Ethernet" als Highspeed-Alternative und kommende I/O-Standards wie "Infiniband" von der Infiniband Trade Association (www.infinibandta.org).

Abwarten kann oftmals aber nur die Notlösung sein, zumal proprietäre Ansätze sich in der Praxis durchaus bewährt haben, wie auf der letzten Jahrestagung des Benutzervereins Central Europe Computer Measurement Group (CECMG) deutlich wurde. "Bei der Implementierung solcher Konzepte kommt es vor allem darauf an, die vorhandenen IT-Infrastrukturen erfolgreich zu integrieren", plädierte Rupert Auer, Speicherexperte beim Hersteller Comparex, mit Nachdruck für einen evolutionären Approach.