Das Corporate Network spricht "Ethernet"

Unternehmen, die mehrere Standorte über Weitverkehrsstrecken verbinden möchten, stehen vor einem altbekannten Problem: Es ist kompliziert, Wide Area Networks mit ihren unterschiedlichen Protokollen und Schnittstellen zu implementieren. Einige Serviceprovider gehen nun einen neuen Weg. Sie bauen Corporate Networks komplett auf der Basis von Ethernet auf.

Von: M. Zarka, J. Manrique, B. Reder

Die Kernnetze traditioneller Carrier wie der Deutschen Telekom oder British Telecom sind im Grunde noch immer primär für die Sprachkommunikation ausgelegt. In den vergangenen Jahren implementierten die Telekommunikationsfirmen zwar eine Fülle von Techniken, die sich besser für die Datenübertragung eignen, darunter Frame Relay, ATM, Virtuelle Private Netze auf Grundlage von IP oder Standleitungen. Jedes dieser Verfahren verwendet jedoch eigene Protokolle, Kompressionstechniken oder Mechanismen für das "Verpacken" von Informationen (Encapsulation) - ganz zu schweigen von unterschiedlichen physikalischen Schnittstellen. All das ergibt zusammen ein komplexes Gebilde, das sich nur schwer skalieren lässt.

Andererseits hat Internet die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Netze gestalten und nutzen, völlig verändert. Was die Techniken betrifft, mit denen sie ihre Standorte verbinden, ist dagegen fast alles beim Alten geblieben. Ein Corpo-rate Network zu planen und zu installieren, ist immer noch eine schwierige Aufgabe. Üblicherweise beginnt dieser Prozess mit einer Analyse der Geschäftsabläufe des Unternehmens. Daraus leiten sich bestimmte Anforderungen an ein Firmennetz ab.

Ein Corporate Network "richtig" zu planen, ist auch deshalb so schwer, weil jeder Carrier oder Serviceprovider den IT-Verantwortlichen einer Firma nur eine begrenzte Zahl von Optionen anbieten kann. Nur selten ist ein Serviceprovider in der Lage, folgende Anforderungen in gleicher Weise zu erfüllen:

- Verbindung: Das Netzwerk muss die Standorte eines Unternehmens verbinden. Hier sind mehrere Varianten denkbar. So kann es beispielsweise notwendig sein, alle Außenstellen in das Netz einzubinden. Unter Umständen reicht es aber aus, nur einige Standorte anzuschließen. Außerdem ist zu klären, welche Verbindungen für eine längere Dauer oder nur zeitweise benötigt werden.

- Skalierbarkeit: Idealerweise sollte sich das Netzwerk möglichst einfach skalieren lassen. Dabei ist zu berücksichtigen, welche Bandbreite jetzt und künftig benötigt wird. Außerdem sollte die Planung berücksichtigen, dass eventuell neue Standorte hinzukommen. Die einzelnen Netzwerkabschnitte müssen sich unabhängig voneinander ausbauen lassen.

- Flexibilität: Ein Unternehmen, und damit seine IT-Infrastruktur, ist einem ständigen Wandel unterworfen. Das Netzwerk muss deshalb flexibel sein.

- Reaktionsschnelligkeit: Veränderungen des Corporate Network erfolgen oft kurzfristig. Je länger die Vorlaufzeit ist, die ein Serviceprovider benötigt, um Dienste aufzusetzen oder anzupassen, desto problematischer ist das für den Anwender.

- Qualität eines Dienstes: Der Wert eines Datennetzwerkes eines Unternehmens ist direkt proportional zu dessen Leistungsfähigkeit. Als Maßstab dienen hier der Grad der Verfügbarkeit, die durchschnittliche Laufzeit von Paketen sowie die Quote der Paketverluste. Diese Faktoren spielen vor allem bei Echtzeitdiensten eine wichtige Rolle, etwa Voice over IP oder Videokonferenzen.

- Redundanz: Die meisten Betriebe sind auf ihr Unternehmensnetzwerk angewiesen. Deshalb muss sichergestellt sein, dass technische Probleme beim Provider oder der Ausfall von Systemen nicht dazu führen, dass das Netz nicht mehr verfügbar ist.

- Verwaltungs- und Betriebskosten: Je komplexer ein Netzwerk, desto schwieriger ist der technische Support, weil unterschiedliche Protokolle und Schnittstellen vorhanden sind. Das wiederum bedeutet, dass gut ausgebildete und damit teure Fachkräfte benötigt werden. Der beste Weg, um die "Cost of Ownership" zu senken, besteht deshalb darin, die Netzwerkarchitektur so einfach wie möglich zu gestalten.