Das Bild wird klarer

Videokonferenzen können nicht nur Reisekosten sparen, sondern auch die interne Kommunikation eines Unternehmens verbessern. Doch ist die Technik schon weit genug, diesen Ansprüchen zu genügen? Wir haben in einem Vergleichstest acht Videokonferenzsysteme auf ihre Praxistauglichkeit untersucht.

Von: Christine Perey

Obwohl die Endanwender sie wegen ihrer ständig wachsenden Funktionalität schätzen gelernt haben, bereiten sie den Netzwerkmanagern und -administratoren nach wie vor allerlei Kopfzerbrechen: die Echtzeit-Videokonferenzsysteme. Wer sich für Systeme der ersten und auch zweiten Generation entschied, bezahlte viel Geld für Video unterhalb der TV-Qualität, kom-plizierte Benutzeroberflächen, schlechte Bildqualität und begrenzte Möglichkeiten für ein zentrales Netzwerkmanagement.

Hier hat sich seitdem aber einiges getan: Die amerikanische NetworkWorld testete acht H.320/H.323-Videokonferenzsysteme der dritten und vierten Generation. Sie kosten alle unter 12 000 Dollar und sollen dafür sorgen, dass derlei Probleme der Vergangenheit angehören. Die Systeme liefern eine bessere Videoqualität und standardisierte Kollaborationswerkzeuge. Mit diesen Werkzeugen ist es beispielsweise möglich, dass die Teilnehmer gemeinsame Dokumente während der Videokonferenz bearbeiten, oder auch mehrere Teilnehmer auf einem Bildschirm zu sehen sind. Einige Produkte verfügen zudem auch über Werkzeuge für ein zentrales Management.

Im Test wurde zwischen Konferenz-Appliances und Kollaborationssystemen unterschieden. Konferenz-Appliances bestehen in der Regel aus einer Settop-Box und einem NTSC-Display (National Television Standard Code) für Präsentationen und virtuelle Konferenzen im kleineren Rahmen. Die meisten Hersteller bieten ihre Produkte auch in einer PAL-Lösung (Phase Alternation Line) an, die für den deutschen und europäischen Markt benötigt wird. Zu dieser Kategorie gehören Viewstation MP von Polycom, Mediaconnect 6000 (MC6000) von VCON und Contact von Sony. Bei den PC-basierten Kollaborationsprodukten sind die einzelnen Teilnehmer in einem Fenster zu sehen, das einen VGA- oder RGB-Bildschirm teilweise ausfüllt. Die restliche Bildschirmfläche ist dann den Kooperationswerkzeugen vorbehalten. In dieser Kategorie wurden die Produkte Mediaconnect 8000 (MC8000) von VCON, Galaxy 725 von VTEL, Teamstation von Intel, P550 von Picturetel und Smartstation von VTEL getestet.

Polycoms Viewstation MP lieferte die beste Resultate mit sprechenden Personen. Dieses Produkt stellte alle übrigen in puncto Installation, Konfiguration und Benutzung in den Schatten und wurde deshalb von der NetworkWorld mit dem "NetworkWorld-Tipp" ausgezeichnet. MC8000 von VCON setzte sich wegen der hohen Qualität seiner PC-Komponenten an die Spitze der Kollaborationssysteme.

Probleme mit Audio und Video in Business-Qualität sind das häufigste Argument gegen den Ersatz realer Besprechungen durch Videokonferenzen. Unabhängig von der jeweiligen Benutzerexpertise sind verzerrte Bilder und Töne, eine mangelnde Synchronisierung zwischen Lippenbewegungen und Worten sowie Echoeffekte erhebliche Unannehmlichkeiten. Umso erfreulicher ist, dass die Videoqualität in den vergangenen ein bis eineinhalb Jahren deutlich verbessert werden konnte.

Die Reinheit und Schärfe von Audio und Video hängt wesentlich von den Eingabegeräten ab. Mit Ausnahme der beiden Lowend-Systeme Smartstation von VTEL und P550 von Picturetel arbeiten alle getesteten Systeme mit der Sony "EVI D30/31"-Videokamera als Standard. Eine qualitätsbetonte Optik sowie eingebaute Schwenk-, Neige- und Zoomfähigkeiten machen den Output dieser Kamera durchaus mit dem eines Consumer-Camcorders vergleichbar.