Internet Kriminalität

Cybercrime: Deutsche sind die größten Schwindler

Mehr als die Hälfte der Deutschen hat online schon einmal gelogen oder eine falsche Identität benutzt. Unschön, aber harmlos. Die neuesten, koordinierten Attacken der Cyberkriminellen kosteten rund 9,4 Millionen Euro.

Deutsche haben im weltweiten Vergleich wenig Skrupel, im Internet zu lügen und falsche Identitäten zu benutzen. Zu diesem Charakterprofil der Menschen kam der aktuelle Norton Cybercrime Report, eine Online Umfrage unter 7066 Erwachsenen aus 14 Ländern. Grund ist aber nicht etwa ein notorischer Hang zum Lügen, sondern die Angst vor anonymer Cyberkriminalität. Hinzu kommt: In Deutschland dauert die Aufklärung von Online-Verbrechen, bei denen die Opfer finanzielle Schäden erleiden, mit durchschnittlich 58 Tagen weltweit am längsten. Wesentlich schneller kommen die Schweden (9 Tage), die Franzosen (17 Tage) und die spanischen Strafverfolgungsbehörden (18 Tage) den Internet-Langfingern auf die Spur. Etwas langsamer, aber immer noch schneller als in Deutschland ticken die Uhren in Indien, Brasilien und Japan.

Ergebnisse: Aufklärungsdauer und die Höhe des Schadens variieren von Land zu Land. (Quelle: Norton)
Ergebnisse: Aufklärungsdauer und die Höhe des Schadens variieren von Land zu Land. (Quelle: Norton)
Foto: Bernhard Haluschak

Ohnehin legt sich in den meisten Ländern für sogenannte Bagatellbeträge keiner krumm. Voraussetzung für die behördliche Strafverfolgung ist in der Regel, dass die Schadenssumme ein bestimmtes Limit überschreitet. In den USA rühre bei finanziellen Verluste unter 10.000 US-Dollar niemand einen Finger, in der Praxis werde die Cyberpolizei sogar erst ab einer Schadenssumme über 50.000 Dollar aktiv, berichtet Adam Palmer, Chief Security Adviser bei Symantec. Opfer von Cyberkriminalität stehen häufig auf verlorenem Posten, sind auf sich selbst gestellt. Schlimmer noch: 78 Prozent der Opfer von Phishing-Attacken geben sich selbst die Schuld, werden nach dem Angriff von schweren Schuldgefühlen geplagt. 58 Prozent der Opfer von Online-Angriffen sind wütend, 38 Prozent empört und 36 Prozent fühlen sich in ihrer Persönlichkeit verletzt.

Reaktionen: Die Opfer sind wütend. (Quelle: Norton)
Reaktionen: Die Opfer sind wütend. (Quelle: Norton)

Laut Experten haben Cyberkriminelle durch eine weltweit koordinierte Attacke insgesamt 9,4 Millionen US-Dollar in ihren Besitz gebracht. Weltweit hätten die Diebe 135 Bankautomaten in 49 Ländern geknackt, nachdem sie vorher Kreditkartennummern samt PINs gestohlen und die Kreditkartenlimite auf Maximum gesetzt hatten. Der Angriff ging, weltweit koordiniert, sehr schnell über die Bühne. Die Internet-Langfinger hatten sich ein Zeitfenster von nur 30 Minuten gesetzt.

Die neueste Masche der Internet-Verbrecher, die damit vor allem Privatpersonen ins Visier nehmen, heißt "Click Jacking", berichtet Norton Sicherheitsexperte Stefan Wesche. Dabei legen Hacker über die echte Website eine gefälschte Seite, die ganz anders aussieht und dem Benutzer etwas ganz anderes vorgaukelt. Internet-Surfer sind beispielsweise der Meinung, an einem lukrativen Gewinnspiel teilzunehmen, schließen aber in Wahrheit gerade einen Jahresvertrag für Handys ab. Die Fake-Website verdeckt den wahren Sachberhalt. Opfer solch hinterhältiger Angriffe sollten jedoch die Nerven behalten. Die Rechtsexperten raten, die angeforderten Geldbeträge auf keinen Fall anzuweisen. Denn in der Regel würden es die Betrüger nicht auf einen Prozess ankommen lassen, sondern vertrauten voll auf den Angstfaktor. (Computerworld.ch/hal)