Corel steckt tief in der Krise

Dem kanadischen Softwarehersteller Corel gehen die liquiden Mittel aus. Die geplante Übernahme des Softwarehauses Inprise/Borland droht daran zu scheitern. Weil die Corel-Aktie seit der Ankündigung der Übernahme stark gefallen ist, hat der am Aktienkurs festgemachte Handel fast 65 Prozent an Wert verloren.

Analysten schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass die Übernahme zu Stande kommt - und damit liquide Mittel von Inprise/Borland in die leeren Kassen von Corel fließen - inzwischen auf unter 50 Prozent ein. Corel musste im März ein verlustreiches Quartalsergebnis vermelden und kündigte zwei weitere Perioden mit tiefroten Zahlen an. Corel gab außerdem bekannt, dass Liquiditätsprobleme drohen, wenn die Übernahme nicht zu Stande kommt, oder keine anderen Investoren gefunden werden.

Die Verantwortlichen von Inprise/Borland lassen nach Verlusten der Corel-Aktie das ursprüngliche Angebot erneut prüfen. Die Aktionäre von Inprise/Borland wehren sich laut US-Berichten inzwischen gegen die Übernahme. Die schwache Corel-Aktie ist als Zahlungsmittel wenig verlockend. Vom ursprünglichen Wert von 1,07 Milliarden US-Dollar sind gemessen am aktuellen Aktienkurs von Corel noch 374 Millionen US-Dollar übrig.

Corel hat es derzeit nicht leicht. Die Börse reagiert negativ auf die fraglich gewordene Übernahme, Inprise/Borland reagiert negativ auf die sinkenden Börsenkurse. Nur Corel-CEO Michael Cowpland reagiert gewohnt gelassen: Er sei zuversichtlich, dass der Handel zu Stande komme, es gebe nichts, was einen beunruhigen müsse.

Kippt das Management von Inprise/Borland den Handel, droht eine Vertragsstrafe von rund 30 Millionen US-Dollar. Verweigern jedoch die Aktionäre die Zustimmung entfällt diese Strafe. Die Prüfung des Corel-Angebots will Inprise/Borlandbis in einer Woche abgeschlossen haben. (uba)