Computermesse zwischen Abgesang und Feierlaune

CeBIT 2010: IT-Mittelständler fühlen sich vernachlässigt

Die CeBIT lockt zwar auch 2010 mit großen Namen wie Microsoft oder SAP - doch der Mittelstand ist alles andere als zufrieden. Für Unmut sorgen zudem die Freikarten, die reihenweise verteilt werden. Wirkliche IT-Profis ködere man damit nicht, so die Kritiker.

Die CeBIT spaltet einmal mehr die ITK-Welt. Während der Messeveranstalter, die Deutsche Messe, die CeBIT naturgemäß als stärksten Marktplatz der digitalen Industrie lobt und ihr eine ungebrochene Zugkraft konstatiert, hat die Messe auch 2010 erneut mit einem Ausstellerrückgang zu kämpfen. Vor allem der IT-Mittelstand sieht sich gegenüber Großkonzernen wie Microsoft, Intel oder SAP benachteiligt.

"Viele Mittelständler haben das Gefühl, dass die Messeleitung kein wirkliches Interesse am Mittelstand hat und ausschließlich darauf bedacht ist, die Großkonzerne zu halten. Abgesehen davon, dass die guten Hallen für mittelständische Aussteller ohnehin kaum zugänglich sind, sind die Mietgebühren weiterhin viel zu hoch", kritisiert Oliver Grün, Vorstandsvorsitzender des VDEB Verband IT-Mittelstand.

Um den Besucherschwund des vergangenen Jahres aufzuhalten, bekamen Aussteller in diesem Jahr eine Vielzahl an Freikarten zur Verfügung gestellt, die an potenzielle Besucher weitergegeben werden können. "Als Marketingaktion ist das nicht schlecht. Gleichzeitig glaube ich kaum, dass durch diese zweifelhafte Maßnahme der Fachbesucher-Schwund des vergangenen Jahres gestoppt werden kann, was aber gerade für den IT-Mittelstand das zentrale Kriterium für eine erfolgreiche Messe ist", sagt Grün.

Dass es den angesprochenen Konzernen auf der CeBIT weiterhin gut gefällt, untermauern auch die Lobeshymnen von Großausstellern wie Microsoft vor dem Start. So bezeichnete Microsoft-Deutschland-Geschäftsführer Achim Berg in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung die Messe als "Glücksfall für Deutschland" und forderte auf "diesen Schatz einer wichtigen IT-Messe vor der Haustür lange zu bewahren". Die stärkere Öffnung hin zu Verbraucherthemen begrüßte Berg ausdrücklich.

Ein Hallenkonzept, das schon im CeBIT-Krisenjahr 2009 von Erfolg gekrönt war, ist die Security-Halle. Wenig überraschend ist man auf Seiten der Sicherheitshersteller daher auch für 2010 positiv gestimmt. "Die CeBIT bietet eine ausgezeichnete Plattform, um Heimanwendern und Unternehmen unsere aktuellste Produktgeneration näher zu bringen und Geschäftskontakte zu pflegen", erklärt G-Data-Sprecher Thorsten Urbanski im pressetext-Gespräch. Als Unternehmen habe man auf der CeBIT dann Erfolg, wenn man die Messe als Neuheitenforum verstehe und den eigenen Messeauftritt entsprechend plane, so Urbanski mit Verweis auf das umfangreiche Rahmenprogramm am G-Data-Stand.

Über die strategische Ausrichtung der Messe dürften sich die Hersteller allerdings nicht ganz einig sein. Denn während Microsoft-Chef Berg gerade die Neuausrichtung der Messe zu Verbraucherthemen und Endkonsumenten hin lobte, sprach Urbanski von einer stärkeren Entwicklung in Richtung Business-Messe - also zurück zu den Wurzeln. "Für uns sind ohnehin beide Besuchersegmente wichtig. Unser Fokus wird in diesem Jahr aber noch stärker im Bereich Business-Kunden liegen", so Urbanski.

Eine Neuerung gegenüber dem Vorjahr ist die Verkürzung der Messe um einen Tag. Sie findet vom 02. bis 06. März in Hannover statt und wird wie bereits in den Vorjahren von der deutschen Bundeskanzlerin Merkel am Montagabend eröffnet. Als Schwerpunktthemen der diesjährigen CeBIT werden einmal mehr die digitale Vernetzung, Breitband und Green IT gehandelt. 4.157 Unternehmen (2009: 4.292) aus 68 Länder sind als Aussteller vor Ort. (pte/mja)