Risikobewusstsein gefordert

Bundesamt warnt vor zunehmenden Gefahren im Netz

Der US-Lauschangriff auf das Handy der Kanzlerin sorgte für Aufsehen. In der modernen Kommunikation lauern viele Gefahren, etwa Datenklau oder Ausspähung. Das zuständige Bundesamt sieht solche Attacken mit Sorge - und hofft auf mehr Risikobewusstsein in der Gesellschaft.

Die oberste Behörde für die IT-Sicherheit in Deutschland warnt vor wachsenden Gefahren im Netz. "Die Lage ist kritisch. Viele bestehende Systeme sind verletzbar", sagte der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Michael Hange, der Nachrichtenagentur dpa. Mit Blick auf die zunehmende Internetkriminalität und die jüngsten Ausspähaktionen des US-Geheimdienstes mahnte Hange: "Wir müssen den Weckruf hören." Es gebe viele technische Optionen und Verschlüsselungsmethoden, um sich zu schützen und es Angreifern schwer zu machen.

Allein auf das Netz der Bundesregierung gibt es laut BSI 2000 bis 3000 Angriffe pro Tag. Etwa fünf Attacken am Tag seien auf so hohem technischen Niveau, dass ein nachrichtendienstlicher Hintergrund zu unterstellen sei, erklärte Hange. Mehrere Hunderttausend Rechner in Deutschland seien mit Schadprogrammen infiziert und könnten - zusammengeschlossen in sogenannten Botnetzen - für Cyberangriffe ferngesteuert werden. "Viele Nutzer wissen gar nicht, dass ihr Rechner ein Tatwerkzeug ist."

Auch viele Firmen würden Opfer von Cyberangriffen, verschwiegen diese aus Angst vor Imageschäden aber oft. "Kriminalstatistiken geben das Bild nicht vollständig wieder, weil viele Vorfälle nicht gemeldet werden", sagte der Behördenchef. Viele Attacken blieben auch unbemerkt. "Es gibt eine sehr hohe Dunkelziffer."

Sicherheitsexperten weisen seit längerem auf eine wachsenden Gefahr durch Kriminelle im Internet hin. Nach Angaben der EU werden weltweit jeden Tag eine Million Menschen Opfer von Internetkriminalität. In Deutschland zählte das Bundeskriminalamt 2012 fast 64.000 Fälle. Die Delikte reichen von gehackten Banküberweisungen über Datenklau und digitale Erpressung bis zur Verbreitung von Kinderpornos.

Die groß angelegte Ausspähung von Telefonaten, Mails und anderen Daten durch den US-Geheimdienst in Deutschland legte zuletzt weitere große Schutzlücken offen. Selbst das Handy von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde jahrelang ausgeforscht.