Filesharing-Politik

Britischer Provider kappt Internet bei Urheberrechtsverstößen

Während andernorts noch über Internetsperren für Filesharing-Wiederholungstäter diskutiert wird, betreibt der britische Internetprovider Karoo seine eigene Politik.

Das Unternehmen kappt Kunden bei Verstößen derer gegen das Urheberrecht ohne weitere Vorwarnung die Internetleitung. Bei Karoo nennt man Internetsperren einen "verantwortungsvollen Zugang". Bürgerrechtler und Datenschützer kritisieren das Vorgehen. Derzeit ist dieses Verhalten nur aus England bekannt. "Nach österreichischem Recht wäre das Abschalten des Internetzugangs ohne Vorwarnung schwer vorstellbar", so Andreas Wildberger, Generalsekretär des österreichischen Branchenverbands ISPA, gegenüber pressetext. Der Internetprovider Karoo versorgt das Gebiet um die ostenglische Stadt Hull mit Internet,

Im Vergleich zu anderen britischen Providern geht Karoo sehr hart vor. Sobald ein Rechteinhaber den ISP über Urheberrechtsverstöße eines Kunden in Kenntnis setzt, und die Vorwürfe vom Provider bestätigt werden, wird die Internetleitung des betroffenen Kunden stillgelegt. Dieses Vorgehen übertrifft selbst die Empfehlungen der Content-Industrie. Rechteinhaber sehen eine dreistufige Regelung vor, bei der die Stilllegung nur als finale Option vorkommt, falls Verwarnungen nicht fruchten.

Online geht ein gesperrter Filesharer in Hull erst dann wieder, wenn er eine Verzichtserklärung unterschreibt. "Wir haben keine Vorteile durch unser Vorgehen. Tatsächlich arbeiten wir gegen die eigenen Interessen, da wir den Kunden für jene Zeit, in der ihr Anschluss stillgelegt ist, nichts verrechnen. Aber ich halte es für verantwortungsvoll, die Leute vor illegaler Aktivität zu schützen", so Nick Thomson von Kingston Communications, dem Karoo-Mutterkonzern.

"Die österreichischen Provider sind strikt gegen Internetsperren. Für uns bedeutet das einen unzulässigen Eingriff in die Privatsphäre und die Informationsfreiheit", kommentiert Wildberger die Idee. Eine Abschaltung des Internetzugangs von Filesharern sei in Österreich auch nicht angedacht. Grundsätzlich, so Wildberger, müsse es auch andere Möglichkeiten geben, dem Problem Herr zu werden. "Internetsperren würden zudem die Betroffenen aus der Informationsgesellschaft ausschließen", sagt er.

Das Thema wird derzeit in der Politik rege diskutiert. Die britische Regierung vermeldete in diesem Zusammenhang kürzlich, dass Internetsperren nicht die "bevorzugte Option" der Regierung seien. Man gestehe dem Internetzugang ebenso entscheidende Bedeutung wie dem Zugang zu elektrischem Strom zu. Wenn sich der Provider freiwillig dafür entscheidet, so vorzugehen und dies vertraglich festlegt, wie es in Hull passiert, bleibt Kunden, die damit nicht einverstanden sind nur der Providerwechsel. Rund um Hull hat Karoo allerdings ein Monopol. Leitungen anderer Anbieter gibt es in dem Gebiet nicht. (pte/mje)