Kabel Deutschland sagt VDSL-Vectoring den Kampf an

Breitband-Internet mit 200 Mbit/s

Noch wird VDSL-Vectoring nicht aktiv vermarktet, da sagt Kabel Deutschland der neuen Technik bereits den Kampf an. Mit 200 Mbit/s will der TV-Netzbetreiber den Carrier kontern, die mit Vectoring ihre Telefonnetze auf 100 Mbit/s aufrüsten wollen.

Ins Internet mit 200 Mbit/s? Während Bewohner in ländlichen Regionen noch auf DSL mit 16 Mbit/s warten, können Mainzer Bürger demnächst mit 200 Mbit/s ins Netz gehen. In einem Pilotprojekt rüstet Kabel Deutschland dort sein TV-Netz auf 200 Mbit/s auf und richtet öffentliche WLAN-Hotspots ein, die mit der gleichen Geschwindigkeit aufwarten sollen.

Kabel Deutschland beschleunigt auf 200 Mbit/s.
Kabel Deutschland beschleunigt auf 200 Mbit/s.
Foto: Kabel Deutschland

Damit will der Kabel-TV-Betreiber potenziellen VDSL-Vectoring-Kunden den Wind aus den Segeln nehmen und vom Internet-Zugang per Kabelfernsehen überzeugen. Allerdings hat das Mainzer Projekt vorerst nur Pilotcharakter, denn Kabel Deutschland will hier erst Erfahrungen sammeln, inwieweit die Kunden solche Download-Raten wirklich nachfragen (im Upload werden lediglich 12 Mbit/s offeriert). Klar ist dagegen die strategische Marschrichtung des TV-Netzbetreibers: Er will den klassischen Carriern - unabhängig von deren Angeboten - mit der doppelten Bandbreite kontern.

Laut Kabel Deutschland ist man theoretisch in der Lage, in 90 Prozent des Netzes Bandbreiten von bis zu 200 Mbit/s anzubieten. Über weitere Ausbaupläne hüllt sich der TV-Netzbetreiber allerdings in Schweigen. Dies will man von den Erfahrungen und der Nachfrage im Pilotnetz abhängig machen. Hier darf allerdings bezweifelt werden, ob das 200-Mbit/s-Angebot für viele Kunden wirklich interessant ist. Klingt das Einstiegsangebot im ersten Jahr mit 39,90 Euro preislich noch attraktiv, sind im zweiten Jahr Monatsgebühren in der Höhe von 59,90 Euro fällig. Zur Erinnerung: Glasfasernetz-Betreiber offerieren ihre Netzzugänge heute um die 40 Euro. Zwar meist nur mit 100 Mbit/s, doch es darf bezweifelt werden, ob heute wirklich bereits Services existieren, die bereits 200 Mbit/s benötigen. Den im Vergleich zum Download geringen Upload begründet man bei Kabel Deutschland damit, dass auf Anwenderseite derzeit ein größeres Interesse an hohen Downloads bestehe und weniger an Uploads. Sollten sich die Kundenansprüche ändern, so sei man beim Pilotprojekt in der Lage den Upload auf bis zu 100 Mbit/s zu erhöhen. Generell sei bei allen Tarifen eine Upload-Geschwindigkeit vorstellbar, die der Hälfte des Downloads entspricht.

Im Vergleich zum klassischen DSL lassen sich mit 200 Mbit/s Aufgaben mehr als zehn Mal so schnell erledigen.
Im Vergleich zum klassischen DSL lassen sich mit 200 Mbit/s Aufgaben mehr als zehn Mal so schnell erledigen.
Foto: Kabel Deutschland

"Und mit 200 Mbit/s haben wir das Limit noch keineswegs erreicht", gibt sich Adrian von Hammerstein, Vorstandsvorsitzender von Kabel Deutschland, zum Startschuss für das Mainzer Projekt kämpferisch. Das 200-Mbit/s-Projekt basiert auf dem Standard DOCSIS 3.0, der aktuell bereits in 90 Prozent der von Kabel Deutschland versorgten Haushalte verfügbar ist. Auf Basis dieser Technologie können Produkte mit bis zu 400 Mbit/s im Download realisiert werden. Die Gesamtkapazität des Koaxialkabels beträgt mit DOCSIS 3.0 rund 5.000 Mbit/s. Diese Kapazität wird aufgrund bereits in Entwicklung befindlicher Innovationen, darunter DOCSIS 3.1, in den kommenden Jahren weiter deutlich steigen, wie aus dem Lager der TV-Kabel-Protagonisten zu hören ist. (mje)