Handy-Kameras als Lesegeräte

Bokode-Technologie konkurriert mit Barcodes und RFID-Tags

Wissenschaftler am Media Lab des Massachusetts Institute of Technology haben mit dem Bokode eine Technologie zum Speichern von Information entwickelt. Denn die nur drei Millimeter großen Labels sind in der Lage, deutlich mehr Daten zu speichern als die bekannten Strichcodes.

Dazu wird die Information auf spezielle Weise optisch kodiert, sodass sie mithilfe einer unscharf gestellten Kamera ausgelesen werden kann. "Das könnte mithilfe von Handy-Software realisiert werden. Wir führen schon Gespräche mit einigen Herstellern", meint der am Projekt beteiligte Wissenschaftler Ankit Mohan gegenüber pressetext. Im Vergleich zu herkömmlichen Barcodes versprechen die Bokodes höhere Auslesedistanzen, während sie RFID-Tags in manchen Anwendungen durch mehr Sicherheit ausstechen sollen.

Der Bokode ist nach dem Begriff "bokeh" benannt, der in der japanischen Fotografie den runden Fleck bezeichnet, der bei einem unscharfen Bild einer Lichtquelle entsteht. Denn genau dieser Fleck ist der Trick hinter dem Bokode. Information wird dadurch kodiert, wie Licht in verschiedenen Winkeln abgegeben wird. Eine unscharf gestellte digitale Kamera - eine Handy-Kamera soll genügen - sieht dann statt einem verschwommenen Fleck die im Bokode verschlüsselte Information. Die ersten Modelle nutzen dabei eine eingebaute LED als Lichtquelle, doch dabei soll es nicht bleiben. "Wir haben bereits passive Bokode-Prototypen, die das Licht vom Blitz der Kamera reflektieren", sagt Mohan. Auch an Varianten, die mit Umgebungslicht funktionieren, wird bereits gearbeitet.

Gegenüber Barcodes hat der neue Ansatz den Vorteil, dass die Labels leicht aus größerer Distanz ausgelesen werden. Details von 2,5 Mikrometern Größe können mit einer handelsüblichen Kamera aus vier Metern Entfernung ausgemacht werden, so die Forscher in ihrer Arbeit "Bokode: Imperceptible Visual Tags for Camera-Based Interaction From a Distance", die Anfang August im Rahmen der Computergrafikkonferenz SIGGRAPH vorgestellt wird. Doch auch RFID könnten die Bokodes Konkurrenz machen, so Mohan. Denn RFID-Tags können theoretisch heimlich aus der Ferne ausgelesen werden, was sie etwa für Kreditkarten zu unsicher macht. Ein Bokode dagegen erfordert zwangsweise eine freie Sichtlinie zwischen dem winzigen Informationspunkt und der auslesenden Kamera, was mehr Sicherheit bedeutet. "Eine ganze Reihe neuer Anwendungen" wiederum hält Ramesh Raskar, Leiter der Camera Culture Group am MIT Media Lab, für möglich. Gerade in den Bereichen Augmented Reality und Nutzerinteraktion könnten Bokodes sogar unmittelbarer Anwendung finden denn als RFID-Ersatz, betont Mohan.

Noch ist der Preis ein gewisses Hindernis für Bokodes, da die Prototypen etwa fünf Dollar kosten. Allerdings geht Raskar davon aus, dass der Preis schon bei Serienproduktion von einigen Hundert Informationspunkten leicht auf fünf Cent gedrückt werden kann. (pte/hal)