Berufsprofil mit Zukunft

Big Data ist Teamsport

Noch kein einheitliches Berufsbild

Ein einheitliches Berufsbild gibt es nicht, doch Steffen Braun identifiziert drei unterschiedliche Rollen: "Der Consultant oder Analyst versteht den Kunden, die Branche und die Prozesse. Er berät in Projekten und tritt auch als Projektmanager auf." Für die zweite Rolle kommen nur Kandidaten infrage, die sich in den Disziplinen Mathematik und Statistik zu Hause fühlen, denn sie übernehmen den methodischen Teil innerhalb des Projektteams. Schließlich braucht auch jedes Big-Data-Projekt Entwickler, die alles in eine Programmiersprache übersetzen können. Berufserfahrung und Branchenkenntnisse runden das Bild ab. "Es ist sehr selten, dass ein Mitarbeiter alle diese Rollen ausfüllen kann", bilanziert Braun.

Auch für Bollhöfer von The unbelievable Machine vereint kaum jemand alle wichtigen Kompetenzen auf sich. Er selbst nennt sich Data Scientist, die englische Bezeichnung umfasst etwa das Profil eines Analysten, wie es Steffen Braun beschreibt. Bollhöfer entwickelte nach einem Ingenieurstudium bei einer Multimedia-Agentur Web-Portale und Content-Management-Systeme: "Business, IT und konzeptionelle Ideen waren schon immer mein Metier." Mathematik und Programmieren mit einer Affinität zum Hacken zählen ebenso zum Profil wie Kommunikationsstärke. "Man muss der Typ dazu sein", meint der eloquente Bollhöfer. Und das klingt so, als ob nicht jeder Informatiker Data Scientist sein könne.

Noch existieren kaum formale universitäre Ausbildungswege zum Big-Data-Spezialisten, doch das muss kein Nachteil sein, wie die Gesprächspartner betonen, denn es gebe vielfältige Einstiegsoptionen. Neben herstellerspezifischen Zertifikaten und Schulungen finde man im Netz auch zahlreiche kostenlose Online-Kurse, etwa vom Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Bollhöfer lernte beim Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssys-teme (IAIS) in St. Augustin die Kniffe der Datenanalyse. Genauso wichtig wie das theoretische Wissen sei jedoch Berufserfahrung. Doch genau daran fehlt es in dieser noch jungen Disziplin.

"Die Themen sind da", freut sich Jürgen Rohrmeier, Personalberater sowie Senior Partner und Mitglied des Vorstands der Pape Consulting Group in München, auch wenn sich die Nachfrage nach Big-Data-Experten noch in einem überschaubaren Rahmen bewege. Zum Anforderungsprofil zählt Rohrmeier neben exzellenten Datenbankkenntnissen und Projektmanagement auch ein fundiertes Verständnis der Geschäftsprozesse: "Für Wirtschaftsinformatiker sehe ich in dieser Sparte die größten Chancen, denn sie verstehen Unternehmenszusammenhänge und Technik."