"Big Bang": Viele neue Drucker von HP

HP wird am heutigen Montag eine komplette Neuauflage seiner Multi-Milliarden-Dollar-Familie von Consumer-Druckern ankündigen. Im Rahmen der intern "Big Bang" getauften Aktion fliegen dem "Wall Street Journal" zufolge die bisherigen Geräte aus dem Programm, die nur wenig mehr können als Papier einziehen und wieder ausgeben.

Stattdessen gibt es Neuheiten in Metallicsilber-Blau, die automatisch Bilder veredeln und erkennen können, ob man das richtige Papier verwendet. Viele der neuen Modelle, die in den USA zwischen 80 und 400 US-Dollar kosten sollen, seien mit rund 17 Seiten pro Minute auch schneller als ihre Vorgänger (14 Seiten/Minute), berichtet die Computerwoche.

Mehr als 50 neue Geräte sollen demnach Ende Juli in den Handel kommen. Diese werden unter anderem auch deutlich kompakter daherkommen als bisherige HP-Drucker - unter anderem, weil der Hersteller seine Tintenpatronen kleiner als bisher gestaltet hat. Neue Software soll vor allem diejenigen Nutzer ansprechen, die mit digitalen Fotos hantieren. Diese soll Belichtungs- und Farbfehler automatisch korrigieren. Viele der Modelle verfügen außerdem über neue Funktionsknöpfe, beispielsweise zum Ausdrucken einer Bildschirmkopie oder für den Abbruch des aktuellen Druckjobs und Steckplätze für Speichermedien aus Digitalkameras.

Eine Portfolio-Überholung dieses Ausmaßes benötigt das Unternehmen, das auch die Übernahme Compaqs zu verdauen hat, nach Einschätzung des Wall Street Journal dringend. Grund: HP schreibt in fast allen Bereichen - inklusive PCs und Server - rote Zahlen. Rühmliche Ausnahme ist die Printing and Imaging Division mit mehr als 20 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz. Allerdings seien in diesem Bereich die Margen stetig gefallen, weil die Flut von Modellen Drucker mittlerweile in billige Alltagsgegenstände verwandelt habe. HP hofft, dass die Verbraucher nun auf leistungsfähigere Geräte umsteigen und dem Unternehmen in seiner kritischen Phase neuen Schub bescheren.

Jedoch kommt der Konzern mit seiner Runderneuerung möglicherweise ein wenig spät. Konkurrent Lexmark beispielsweise beackert den Markt schon seit geraumer Zeit mit Geräten, die weniger als 200 US-Dollar kosten. Sie kombinieren Fax und Scanner mit hoher Druckgeschwindigkeit (bis zu 21 Seiten gegenüber 17 von HP) und besitzen Features wie doppelte Einzugsschächte. Auch die Rivalen Canon und Seiko Epson zielen mit ihren Farbdruckern längst auf Hobbyfotografen und bieten teilweise Extras wie "Quiet Mode" oder kabelloses Drucken.

Ob HP auf die richtigen Features setzt, muss der Markt entscheiden. Laut Angele Boyd von der IDC interessieren sich Endkunden vor allem für drei Dinge: Geschwindigkeit, Preis und Zuverlässigkeit. Das neue Design und die Extra-Knöpfe der neuen HP-Drucker und deren Software seien zwar gefällig, verwandelten aber nicht notwendigerweise Shopper gleich in Käufer.

"Ist das ein großes Risiko? Absolut, und darum sind die Leute nervös", gesteht sogar Vyomesh Joshi, Chef des HP-Bereichs Printing and Imaging. Er glaubt trotzdem an einen Erfolg. Bislang sei HPs Druckerfertigung zu wenig effektiv gewesen. Die neuen Geräte nutzten eine gemeinsame Technologieplattform sowie für alle Geräte passende Tintenpatronen und konsistente Software. Damit lassen sich laut Joshi die Fertigungskosten um ein Fünftel drücken. Das werde sich nicht nur in HPs Bilanz, sondern auch in günstigeren Preisen für die Verbraucher niederschlagen, sagte er.

Wie sich die HP-Laserdrucker im Test schlagen, lesen Sie hier. Auch die Tintenstrahler befanden sich in unserem Testlabor. (Computerwoche/jma)