Bezahlen mit dem Handy

M-Payment nur für Onlineshops

Alle Unternehmen und Inhaltevermarkter, die sich jetzt Hoffnung auf eine Methode zur Abrechnung kleiner Summen machen, erwartet eine Enttäuschung. Die Einschränkung beim Viag-Test: Der Händler kann den Kunden nur Beträge anlasten, die mindestens im Bereich von mehreren Mark liegen. Der einzig sinnvolle, weil effiziente Weg, Pfennigbeträge abzurechnen, läuft über die Zahlung per Telefonrechnung. Dafür müsste Viag aber eine Banklizenz beantragen, weil es sich um eine Kreditgewährung für branchenfremde Dienstleistungen handelt.

Diesen steinigen Weg möchten die Münchner nicht gehen - im Unterschied zur Büdelsdorfer Mobilcom. Die dortigen Verantwortlichen machten Nägel mit Köpfen und gründeten gemeinsam mit der Landesbank Baden-Württemberg die "Mobilbank". Geschäftszweck des Geldinstituts: M-Payment-Lösungen im mobilen und stationären Internet sowie Bankanwendungen per Handy. Ab Mitte des Jahres, wenn die Mobilbank das operative Geschäft aufnehmen möchte, sollen die Kontoinhaber über das Handy Überweisungen tätigen, Aktien ordern oder Waren bezahlen können.

Der Vorteil für die Kunden: Sind Käufer und Händler bei der Mobilbank, geschieht die Transaktion in Echtzeit: das Geld wird vom Käuferkonto abgebucht und dem des Ladenbesitzers sofort gutgeschrieben. Das macht mobiles Bezahlen der altehrwürdigen Registrierkasse ebenbürtig oder sogar überlegen: Bei Transaktionen über die Mobilbank muss der Händler nicht einmal mehr die Geldbombe zum Nachtschalter bringen - das Geld fließt direkt auf sein Konto.

Während sich Viag & Co. noch an das mobile Bezahlen herantasten, bietet die Raunheimer Firma Paybox.net AG den Service bereits an. Aber trotz 200 000 akkreditierter Endkunden und 800 beteiligter Shopanbieter setzen die Netzbetreiber nicht auf die Tochter der Deutschen Bank. Das Problem: Sowohl Käufer als auch Verkäufer müssen sich anmelden. Nur Paybox wird so zum Vertragspartner. Thomas Meisterernst von Materna bringt auf den Punkt, was Vertreter der Netzbetreiber und Banken nicht offen aussprechen wollen: "Mit diesem Vorgehen rutschen Betreiber und Banken in der Wertschöpfungskette um eine Stufe nach unten."

Das sehen die Raunheimer naturgemäß anders. Dort betrachtet man die Unabhängigkeit als großen Vorteil. "Nur unser System ist massenfähig", behauptet Unternehmenssprecherin Susanne Mi-ckan trotz des drohenden Wettbewerbs selbstbewusst. Der knapp einjährige Erfahrungsvorsprung gegenüber der angekündigten Konkurrenz ist ihrer Ansicht nach ein weiteres großes Plus. Außerdem könnten Paybox-Kunden mehr als nur im Online-Shop bezahlen. Beispielsweise seien Überweisungen per Mobiltelefon an Privatleute möglich. Das Unternehmen bietet diese Dienstleistung bis Juli sogar noch gebührenfrei an.